In einem Prozess um Schadensersatz für Tesla-Aktionäre vor einem Gericht in San Francisco hat am Freitag CEO Elon Musk persönlich ausgesagt. In dem Verfahren geht es um seine Twitter-Ankündigung von August 2018, er denke über einen Wegkauf von Tesla von der Börse nach, und die Finanzierung dafür sei schon gesichert. Knapp zwei Wochen später war klar, dass daraus nichts werden würde, und die Börsenaufsicht SEC warf Musk Betrug vor. Aktionäre, die in der kurzen Zeit zwischen Ankündigung und Absage Geld mit Tesla verloren, wollen Kompensation dafür.
Tesla-Chef erinnert an schwierige Zeit
Dass sich Musk zu der Zeit auf Twitter irreführend äußerte, also nicht die Wahrheit sagte, hat der Richter in dem Prozess nach Darstellung der Kläger bereits im Vorfeld festgestellt. Jetzt geht es darum, ob er das bewusst tat und ob seine Tweets der Auslöser für Entscheidungen der Tesla-Anleger waren. Darüber soll eine Jury entscheiden. Weil die Stimmung in Kalifornien Musk gegenüber überwiegend negativ sei, hatten seine Anwälte versucht, den Prozess nach Texas verlegen zu lassen, was aber nicht gelang.
Wie die Nachrichten-Agentur Bloomberg zu der Musk-Befragung am Freitag berichtete, zeigte sich der Tesla-Chef von seiner freundlicheren Seite, lächelte kurz die Jury an und erinnerte daran, mit welchen Schwierigkeiten er zu der fraglichen Zeit zu kämpfen hatte. Er wiederholte, von 2017 bis 2019 viele Qualen auf sich genommen zu haben, um Tesla erfolgreich zu machen, ergänzte dieses Mal aber, dass das auch für viele andere gelte.
Dass die Finanzierung für die Tesla-Privatisierung damals, anders als von der SEC vermutet und von dem Richter festgestellt, wirklich gesichert war, versuchte Musk bei seiner Befragung offenbar nicht erneut zu behaupten. Das hatte er – obwohl es ihm nach einer späteren Einigung mit der SEC eigentlich verboten ist – in einem Interview im vergangenen April getan. Stattdessen bestritt Musk laut Bloomberg am Freitag, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen seinen Twitter-Äußerungen und dem Tesla-Aktienkurs gebe: „Wenn ich etwas auf Twitter schreibe, heißt das nicht, dass die Leute das glauben oder danach handeln werden.“
Musk mit neuer Twitter-Differenzierung
Die Frage, ob seine Twitter-Nachrichten korrekt sein sollten, bejahte der Tesla-Chef laut der Los Angeles Times und sagte, er stelle dort Informationen zur Verfügung, von denen die Öffentlichkeit hören solle. Außerdem führte er eine neue Differenzierung ein: Man könne sich auf Twitter mit seiner begrenzten Zeichenzahl wahrheitsgemäß äußern, aber natürlich nicht umfassend, erklärte Musk. Seine Anwälte hatten zuvor angegeben, die Absicht, Tesla von der Börse zu nehmen, habe ohne Frage bestanden und der CEO davon ausgehen können, dass die Finanzierung kein Problem darstellen würde.
Musks Aussage in dem Twitter-Prozess dauerte laut den Berichten am Freitag nur etwa 30 Minuten. Am Montag soll sie fortgesetzt werden. Falls die Jury den Argumenten der Kläger statt des Tesla-Chefs folgt, könnte Twitter nach der Übernahme des defizitären Dienst für 44 Milliarden Dollar im Oktober 2022 erneut teuer für ihn werden: Die Maximalforderung der Anleger gegen den CEO beläuft sich nach früheren Informationen auf 12 Milliarden Dollar, also einen weiteren zweistelligen Milliarden-Betrag. Als realistischeres Ergebnis wurden allerdings 260-280 Millionen Dollar bezeichnet.