In einem Test mit öffentlich einsehbaren Daten hat der Tesla Semi bis Ende September gezeigt, was er kann – und das scheint eine Menge zu sein, wie eine schnelle Fahrt über 608 Kilometer ohne Nachladen und ein Tag mit insgesamt gut 1700 zurückgelegten Kilometern zeigten. Besonders viele der Tesla-Lastwagen gibt es allerdings weiterhin nicht. Außer beim ersten Kunden PepsiCo werden einige davon beim Hersteller selbst eingesetzt, sagte jetzt der für das Semi-Programm zuständige Tesla-Manager Dan Priestley. Insgesamt habe man davon bislang 60 bis 70 Exemplare gebaut.
Semi inspiriert von schnellen Zügen
Mit Übergaben an den Pepsi-Konzern und dessen Snack-Tochter FritoLay begann Ende Dezember offiziell die mehrmals verschobene Auslieferung des Semi. Bekannt ist, dass der frühe Kunde 100 von den E-Sattelschleppern bestellt hat, doch ein Rückruf in diesem Frühjahr sprach dafür, dass bis dahin erst 36 Tesla Semi bei Pepsi und Frito-Lay waren. Inzwischen dürften es einige mehr sein. Denn Priestley als Chef des Programms ließ den TV-Moderator Jay Leno jetzt nicht nur einen Semi selbst testen, sondern hatte auch einige neue Informationen dazu.
Zu Beginn des Beitrags ist auch der Tesla-Designchef Franz von Holzhausen dabei (s. Foto oben), der unter anderem erklärt, bei der äußeren Gestaltung des Semi sei es darum gegangen, „den Wind auszutricksen“. Der eigene Lastwagen sei deutlich aerodynamischer als traditionelle, sagt er, und nennt einen cw-Wert von ungefähr 0,4 statt 0,8-0,9. Das Design sei von schnellen Zügen wie dem japanischen Shinkansen inspiriert, deren Form eine hohe Energie-Effizienz ermögliche.
Zum Preis für den Semi wollte Programm-Chef Priestley auf Nachfrage von Leno konkret nichts sagen, weil er noch nicht veröffentlicht sei. Das dürfte bedeuten, dass die bei der Vorstellung Ende 2017 genannten Preise von 200.000 Dollar für die Version mit 500 Meilen Reichweite und 180.000 Dollar bei 300 Meilen ähnlich wie beim Cybertruck nicht mehr gelten. Laut Priestley sind sie aber vergleichbar mit denen anderer schwerer Lastwagen, insbesondere elektrischer. Wichtiger seien aber ohnehin die Gesamtkosten, die dank des effizienten Antriebs niedriger seien.
Aus der Entstehungsgeschichte des Semi berichtete Priestley, die Anregung dazu sei von dem früheren Tesla-Technikvorstand JB Straubel gekommen, der sich daran störte, dass Batterien aus der Gigafactory in Nevada mit Diesel-Lastwagen nach Kalifornien gebracht wurden. Tatsächlich hat sich das inzwischen zum Teil geändert: Tesla erledige manche dieser Transporte jetzt mit dem Semi, sagte Priestley. Dabei werde er exakt gleich beladen und eingesetzt wie sonst die Diesel, was ein enormer Erfolg sei.
Tesla will „wirklich bedeutend“ werden
Insgesamt wurden nach Angaben von Priestley bislang etwa 60 bis 70 Tesla Semi produziert. Damit wolle man Daten und Rückmeldungen von den Fahrern sammeln, noch eine Reihe von Verbesserungen vornehmen und dann die Produktion auf ein hohes Volumen ausbauen. Dabei könnte helfen, dass in dem E-Sattelschlepper viele Komponenten anderer Elektroautos von Tesla stecken – nach den Angaben etwa Bildschirme wie in Model 3 und Model Y, der für den Cybertruck entwickelte Wechselrichter und Antriebe mit Karbon-Hülse wie bei Model S und Model X Plaid. Auf Dauer sollen die Stückzahlen jedenfalls nicht so klein bleiben: Tesla wolle ein wirklich bedeutender Anbieter auf dem Markt werden, sagte Priestley.