Ähnlich wie Tesla schon Ende April hat in dieser Woche der Volkswagen-Konzern seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2021 veröffentlicht. Ebenfalls wie bei Tesla fiel der Gewinn deutlich höher aus als erwartet – und trotzdem verzeichnete nach den Q1-Zahlen jetzt auch die VW-Aktie Verluste. Denn der deutsche Konzern erhöhte zwar seine Jahres-Prognose, warnte aber vor anhaltenden Chip-Problemen im aktuellen Quartal, und manchen Analysten war sein China-Geschäft nicht stark genug. Außerdem geht sein Vorstandschef Herbert Diess davon aus, dort noch bis 2023 die Elektroauto- und Emissionsvorschriften nicht aus eigener Kraft erfüllen zu können.
Wenige VW-Elektroautos in China
Trotz des Rekord-Überschusses von 3,4 Milliarden Euro im ersten Quartal sah ein Analyst von Bernstein Research laut dem Magazin Fortune „ein Haar in der Suppe“: Auf dem wichtigen Markt China habe sich der VW-Gewinn anders als bei den deutschen Konkurrenten BMW und Daimler nicht gut entwickelt. Gleichzeitig kommt die in Europa gestartete Elektroauto-Offensive von Volkswagen in dem Land offenbar nicht schnell genug voran.
Denn wie Volkswagen für den ganzen Konzern mitteilte, haben sich seine Elektroauto-Auslieferungen von Q1 2020 auf Q1 2021 um 78 Prozent drastisch erhöht. Damit hätten sie sich „fast verdoppelt“, heißt es in der Präsentation, interessanterweise mit dem Hinweis „sehr geringe taktische Verkäufe“. Für 2020 hatte die Umwelt-Organisation Greenpeace VW vorgeworfen, die starke Steigerung seiner Elektroauto-Verkäufe zum Ende des Jahres zu großen Teilen mit solchen internen Zulassungen erreicht zu haben.
Noch allerdings konzentriert sich das VW-Wachstum bei Elektroautos klar auf Europa, wo seit vergangenem Jahr strenge Vorgaben für die Flotten-Emissionen jedes Herstellers gelten. 71 Prozent der insgesamt 59.900 verkauften Volkswagen-Elektroautos im ersten Quartal blieben in der EU plus drei weiteren Ländern des Kontinents. 13 Prozent gingen nach Nordamerika, und nur 10 Prozent nach China als den bereits weltgrößten Markt für Batterie-Fahrzeuge.
Hohes Einnahme-Potenzial für Tesla
Auch dort geht Volkswagen (in zwei Joint-Ventures) seit diesem Jahr auf Elektroauto-Kurs mit dem Welt-Auto VW ID.4 und vorerst exklusiv dem ID.6. Aber laut Konzernchef Herbert Diess wird das noch bis 2023 nicht ausreichen, um die in China geltenden Vorgaben für Emissionen und Elektroauto-Anteil zu erreichen. Für die Jahre 2019 und 2020 war bereits zuvor bekannt geworden, dass Volkswagen mit seinen lokalen Partnern Credits dafür von anderen Herstellern kaufen will. Nach unbestätigten Meldungen ist der Verkäufer Tesla.
Nachdem sich also gerade der frühere Credit-Käufer Fiat-Chrysler (FCA) aus seinem Deal mit Tesla für den Westen verabschiedet hat, scheint mit Volkswagen in China schon ein neuer zu warten. Nach Berechnungen von teslamag.de könnte VW allein für die zurückliegenden Jahre umgerechnet 390 Millionen Dollar an Tesla bezahlen, also mehr, als jetzt mit der FCA-Fusion zu Stellantis wegfällt. Laut dem Fortune-Bericht kündigte Diess zudem an, man werde die chinesischen Regeln nicht vor 2023 aus eigener Kraft voll erfüllen. Auch für die kommenden Jahre scheint also noch Zukauf-Bedarf bei Tesla zu bestehen.