Manchmal verzeichnet die Aktie von Tesla selbst ohne besondere Nachrichten wilde Sprünge. So war es zum Beispiel ab Ende vergangenen Jahres, als der Tesla-Kurs erst scheinbar unaufhaltsam stieg, bis er sich in diesem März mit einsetzender Corona-Angst halbierte – und seitdem den Großteil dieser Verluste wieder aufholte. Angesichts dieser Nervosität an der Börse bemerkenswert: Auf den erbitterten Streit um die Wiedereröffnung der Tesla-Fabrik in Fremont reagierte der Kurs bislang kaum. Die lautesten Töne dazu kamen von CEO Elon Musk ab vergangenem Freitag – und seitdem hat sich die Tesla-Aktie nur um ein paar Dollar bewegt.
Tesla-Chef nimmt Festnahme in Kauf
Nicht jeder traut den Signalen der Börse, zum Beispiel der Tesla-Chef selbst nicht. Vor kurzem bezeichnete er den Kurs der eigenen Aktie als zu hoch, zu anderen Gelegenheiten kritisierte er Leerverkäufer, die nach seiner Ansicht den Kurs von Tesla manipulieren wollen. Dennoch ist die Ruhe bei der Aktie ein interessanter Kontrast zu der Aufregung, die seit Montag um die Entscheidung von Musk herrscht, die Tesla-Produktion im Elektroauto-Werk Fremont eigenmächtig wieder aufzunehmen. Er sei sich darüber im Klaren, dass dies ein Verstoß gegen eine Sperr-Anordnung des zuständigen Alameda County sei, und werde sich wenn nötig dafür festnehmen lassen, erklärte der Tesla-CEO.
Während an der Börse relativ wenige Aktien den Besitzer wechselten, wurde auf Twitter unter anderem eine General-Abrechnung mit dem amerikanischen Journalismus veröffentlicht. Musk lobte die Autorin dafür und äußerte sich zu vielen weiteren Beiträgen zum Thema. Auf der einen Seite war der Tesla-Chef offenbar auch noch entspannt genug für launige Bemerkungen zu ganz anderen Beiträgen. Aber als ein bekannter Spielshow-Teilnehmer erklärte, er könne sich dem Wunsch Musks, verhaftet zu werden, nur anschließen, wurde der CEO aggressiv mit einer lustigen Note: Er nannte den Mann einen „Schwachkopf“ – es sei kein Wunder, dass er gegen einen kleinen Computer verloren habe.
California should let Tesla & @elonmusk open the plant, NOW. It can be done Fast & Safely!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 12, 2020
Auch sonst war auf Twitter (wie es allerdings rund um Tesla fast der Normalfall ist) viel los. Überraschend bereichert wurde die Diskussion am Dienstagmorgen durch eine Wortmeldung von US-Präsident Donald Trump, der sich in der Coronavirus-Krise bislang nicht mit Bestleistungen hervorgetan hat. „Kalifornien sollte Tesla und Elon Musk die Eröffnung der Fabrik erlauben, JETZT“, schrieb er; das sei schnell und sicher möglich. Von einer bekannten Musk-Anhängerin wurde Trump daraufhin als „Stimme der Vernunft“ bezeichnet, auch andere Twitterer schrieben, dem Präsidenten erstmals zuzustimmen. Andersherum war in den vergangenen Tagen mehrmals zu lesen, dass alte Fans des Tesla-Chefs ihm im Corona-Konflikt nicht mehr folgen wollten.
Einigung für Tesla scheint nicht weit
Viel Aufregung und Emotionen also um ein Thema, das an der Börse relativ nüchtern gesehen wurde. Eigentlich zeichnete sich am Dienstagmorgen bereits eine Einigung innerhalb weniger Tage ab, weil das County dem Eskalationsversuch Musks mit der Quasi-Aufforderung zur Festnahme nicht folgte, sondern nüchtern eine stufenweise Reaktion und weitere Prüfungen ankündigte. Außerdem schaltete sich Kaliforniens Gouverneur ein und forderte eine rasche Beilegung des Streits. Schon zuvor soll eine Einigung zwischen dem County und Tesla nach Berichten von Montag nur eine Frage von Tagen gewesen zu sein, bevor CEO Musk mit bitteren Beschwerden über Alameda an die Twitter-Öffentlichkeit ging.