Einen noch höheren Wert als normale Käufer haben in der Auto-Industrie Kunden, die von einer anderen Marke oder vorzugsweise einem anderen Konzern abgeworben wurden – manche Hersteller bezahlen sogar offen „Eroberungsprämien“ dafür. Als ziemlich neues Unternehmen muss Tesla fast alle Käufer seiner Elektroautos neu erobern, und woher sie kommen, lässt interessante Rückschlüsse zu. Zum ersten Mal hat das Unternehmen jetzt Daten darüber für Europa und Deutschland mitgeteilt.
Europa folgt bei Tesla US-Trend
Demnach wiederholt sich in Europa, was zuvor schon in den USA zu beobachten war: Tesla-Käufer kommen auf der einen Seite von Premium-Marken, wechseln also häufig von einem der deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes zu einem Elektroauto aus Kalifornien. Tatsächlich finden sich in den europäischen Top-5 der Wechsler zu Tesla nur Fabrikate aus Deutschland. Gleichzeitig gaben viele Kunden für den Kauf eines Tesla deutlich mehr Geld aus als für ihr vorheriges Auto. Nach der Darstellung des Unternehmens liegt dies auch daran, dass zunehmend nicht nur die Anschaffungskosten betrachtet werden, sondern auch die bei Elektroautos und insbesondere Teslas niedrigeren Betriebskosten.
Die jetzt von Tesla per E-Mail mitgeteilten Daten beziehen sich auf das erste Jahr seit dem Beginn von breiten Auslieferungen des Model 3 in Deutschland und Europa, also von Februar 2019 bis Februar 2020. Europaweit hatten demnach die meisten Käufer eines Tesla Model 3 in dieser Zeit vorher einen VW Golf. Zweithäufigstes Eroberungsopfer war die 3er Reihe von BMW, gefolgt vom Audi A3, der BMW 5er Reihe und dem Audi A4. Die oberste Position Golf als Tesla-Eintausch könnte schlicht darin begründet liegen, dass er so verbreitet ist. Sie belegt aber auch anschaulich die Aussage von Tesla, dass 9 der 20 am häufigsten eingetauschten Modelle billiger waren als das neu gekaufte Model 3.
Häufig: Nissan Leaf gegen Model 3
Und die Zahlen zeigen, dass mit Audi und BMW die beiden sportlicheren der drei deutschen Premium-Marken mehr Federn an Tesla lassen mussten als Mercedes mit seinem stärker an Komfort orientiertem Image. Und während Mercedes zumindest in der Oberklasse mit dem EQS bald eine luxuriöse Tesla-Alternative auf reiner Elektro-Basis anbieten will und Audi sowie die anderen VW-Marken eine Vielzahl neuer E-Modelle planen, setzt BMW weiter auf gemischte Plattformen wie beim i4 – und langfristig nach eigener Aussage auch noch auf Wasserstoff-Autos.
Dabei hat es den bayerischen Konzern ausgerechnet in seinem Heimatland am stärksten erwischt: In Deutschland hatten im ersten Jahr die meisten Käufer eines Tesla Model 3 vorher ein Modell der BMW 3er-Reihe. Von dem dynamischen Volumen-Modell aus Bayern stiegen also mehr Kunden auf den Tesla um als von jedem anderen Auto; der Golf folgt hierzulande erst auf Platz 2. Auf Platz 3 folgt mit der 1er-Reihe sogar noch einmal BMW. Die viertmeisten Käufer in Deutschland verlor die E-Klasse von Mercedes an das Tesla Model 3. Und auf Platz 5 der am häufigsten gegen ein Model 3 getauschten Modelle stand mit dem Nissan Leaf sogar ein Elektroauto.