Bei der Gigafactory in China, die seit Anfang dieses Jahres Model 3 in Serie produziert, konnte Tesla schon von den Erfahrungen in seinem ersten und bis dahin einzigen Elektroauto-Werk in Fremont lernen. Die neue Fabrik wurde in Rekordzeit erbaut und in Betrieb genommen, in diesem Juli kam sie schon auf 12.571 produzierte Model 3 (Tesla selbst hatte sich bis dahin allerdings 4000 pro Woche vorgenommen). Größeren Anteil daran als in Fremont dürfte Roboter-Technik haben – und in einem kurzen Video zeigte Tesla jetzt Teile der Produktion, die tatsächlich schon an die Vision von CEO Elon Musk von fast menschenleeren Alien-Fabriken erinnern.
Tesla-Werbevideo mit wenig Menschen
In China betreibt Tesla deutlich mehr erkennbare Öffentlichkeitsarbeit als im Westen, was mit den Ansprüchen der dortigen Verbraucher sowie mit dem dort größeren Angebot an alternativen Elektroautos zusammenhängen könnte. Schon in diesem April, als im Westen noch Corona-Sperren herrschten, erlaubte das Unternehmen einen rasanten Video-Einblick in die Produktion in seiner lokalen Gigafactory. Der jetzt von Tesla China veröffentlichte Beitrag ist noch kürzer, spielt durchgehend im Zeitraffer und zeigt deutlich weniger menschliches Personal.
In dem neuen Video stehen Menschen nur zweimal kurz im Mittelpunkt. Am Anfang fahren Tesla-Mitarbeiter mit gelben Warnwesten in drei Reihen bereitstehende Model 3 von ihrem Abstellplatz unter dem Gigafactory-Dach, am Ende durchqueren sie damit reihenweise durch eine hell ausgeleuchtete Prüf-Strecke. Zwischendurch aber dominieren in dem mit dynamischer Trommel-Musik unterlegten Beitrag die Maschinen.
https://mobile.twitter.com/teslacn/status/1299752012473491456
Von „Alien Dreadnought“-Fabriken sprach Tesla-CEO Musk schon zu Beginn der Produktion des Volumen-Elektroautos Model 3. Er wies aber auch darauf hin, dass diese Vision von Gigafactorys fast ohne Menschen, aber dafür mit rasant schnell arbeitenden Robotern, erst in mehreren Schritten Realität werden könne. Zwischendurch ruderte er beim Model 3 in Fremont sogar zurück und erklärte, die flexiblen Fähigkeiten von Menschen unterschätzt zu haben. Der frühe Ziel-Wert von 10.000 Tesla Model 3 pro Woche allein aus Fremont soll jetzt erst im Laufe dieses Jahres erreicht werden, zusammen mit dem Model Y: Bis Jahresende will Tesla die Kapazität dort auf 490.000 Exemplare seiner beiden bezahlbareren Elektroautos steigern, unter anderem unter einer weiteren Zelt-Struktur.
Nächster Schritt mit Tesla Model Y
Mit den jetzt angepeilten 200.000 Model 3 pro Jahr aus dem ersten Gigafactory-Gebäude in China dagegen läge Tesla schon weit über den 150.000, die zunächst dafür vorgesehen waren. Und zumindest im Zeitraffer wie in dem neuen Video sieht es dort teilweise tatsächlich schon aus wie in einer Alien-Fabrik: Im strengen Takt der treibenden Musik verrichten nach dem kurzen Intro mit menschlichem Personal Dutzende rote Roboter-Arme mechanische Handgriffe an vorbeifließenden Roh-Karosserien, gelbe Maschinen scheinen Komponenten zusammenzusetzen. Erst mit fast fertigen Tesla Model 3 werden dann wieder Menschen gezeigt, die ein Elektroauto nach dem anderen durch die Prüf-Straße bewegen.
Nach Ansicht von nüchternen Beobachtern ist diese Art der Produktion in der modernen Auto-Industrie nichts Besonderes mehr – auch wenn Tesla mit dem erhöhten Tempo und der Auswahl von stark automatisierten Bereichen einen anderen Eindruck erwecke. Doch schon das zweite Gigafactory-Gebäude, das inzwischen neben dem ersten für das Model 3 errichtet wurde und das Model Y für China produzieren soll, könnte zumindest die nächste Stufe in der vom Tesla-CEO angestrebten Alien-Produktion markieren. Unter anderem will Tesla hier mit einer riesigen Presse ein Heck-Teil aus einem Stück gießen, das beim Model 3 noch aus etwa 70 Einzelteilen zusammengesetzt werden muss.