Seit November 2021 gehören dem jungen kroatischen Unternehmer Mate Rimac etwa 19 Prozent der altehrwürdigen Auto-Marke Bugatti, die zuvor nach einer wechselvollen Geschichte die luxuriös-sportliche Speersitze des Volkswagen-Konzerns bildete. Denn mit seiner 2009 gegründeten Elektroauto-Firma machte Rimac so gute Fortschritte, dass Porsche dort ab 2018 investierte und sich bei der Entwicklung des Taycan unterstützen ließ. Vergangenes Jahr wurde daraus eine umfangreichere Transaktion, seit der dem Gründer 35 Prozent an der neuen Rimac Group gehören und der wiederum 55 Prozent von Bugatti-Rimac mit der eigenen Marke und der früheren italienischen. Seit kurzem hat Rimac deshalb einen Bugatti Chiron im Besprechungsraum stehen, wie er auf Facebook zeigte. Und jetzt präsentierte er dort, was sein elektrischer Hyper-Sportwagen Rimac Nevera beim Laden kann.
Schneller als Tesla Model S Plaid
Wie er fährt, ist schon seit vergangenem August bekannt: sehr schnell, und zwar auch schneller als das Tesla Model S Plaid, das kurz vorher in den USA erstmals ausgeliefert wurde. Darin unterscheidet sich das Über-Elektroauto aus Kroatien von Hypercars mit konventionellem Antrieb, die von dem neuen Tesla bei der Beschleunigung reihenweise übertroffen wurden. Mit 8,58 Sekunden stellte ein YouTuber im Rimac Nevara Mitte des Monats einen neuen Viertelmeilen-Weltrekord auf. Eine Woche später folgte der direkte Vergleich mit einem Model S Plaid, das an dem Tag 9,27 Sekunden brauchte und auch vorher stets mindestens 9,08 Sekunden.
Weil der Rimac-Renner zudem zumindest in einer Auflage von 150 Stück gebaut werden soll, geht er als Serien-Fahrzeug durch, sodass er dem Plaid-Tesla quasi-offiziell den Weltrekord abnahm. Auch beim Sprint von 0-60 Meilen pro Stunde war er bei dem Rennen im August mit 1,9 Sekunden knapp eine Zehntelsekunde schneller. Der Aufwand und damit der Preis dafür sind allerdings enorm: ab 2 Millionen Euro soll jeder Rimac Nevera kosten. Produziert wird er im eigenen Werk in Kroatien.
Hypercar Rimac Nevera nicht ausverkauft
Einfach im Web-Konfigurator bestellen wie einen Tesla kann man das E-Hypercar natürlich nicht, sondern nur online eine „Sales Enquiry“ abschicken, auf die eine Kontakt-Aufnahme folgen soll. Ausverkauft scheint es entgegen frühen Gerüchten aber noch nicht zu sein. Darauf wies Mate Rimac selbst zwischendurch hin, und es lässt sich weiterhin auch der Tatsache entnehmen, dass er vor kurzem einen Nevera-Verkauf (zusammen mit einem Chiron Super Sport) an einen YouTube-Sammler meldete.
Vielleicht deshalb zeigte Rimac am Freitag auf Facebook zusätzlich, dass der Nevera nicht nur schneller beschleunigt als jedes andere Elektroauto, sondern auch mit höherer Leistung lädt. Dazu veröffentlichte er Fotos von einer CCS-Station bei Ionity in Kroatien – und darauf ist eine Ladeleistung zu sehen, wie sie wohl noch kein Serien-Elektroauto in Europa erreicht hat: 311 Kilowatt stehen bei 32 Prozent Akku-Füllung auf dem Display, und bei 80 Prozent immer noch 141 Kilowatt. Das ist in beiden Fällen mehr als beim Porsche Taycan und dessen neuerem Plattform-Verwandten Audi e-tron GT, die mit bis zu etwa 260 Kilowatt laden. In den USA lud der mit maximal 300 Kilowatt angegebene Lucid Air in einem Test kurz mit bis zu 304 Kilowatt.
Ladeleistung bei Elektroautos steigt
Bei Tesla ist derzeit schon bei 250 Kilowatt Schluss, die zudem nur relativ kurz gehalten werden. Eine Erhöhung auf 300 Kilowatt und später 350 Kilowatt ist laut CEO Elon Musk geplant, doch laut Rimac könnte der Nevera schon jetzt auch 500 Kilowatt vertragen, wenn die Ladestation diese Leistung liefern würde. Hier ist die Latte also schon ein gutes Stück höher gelegt – Ladetechnik scheint mehr Möglichkeiten zur Differenzierung nach Daten zu bieten als Beschleunigung auf geraden Strecken, die Tesla schon fast ausgereizt hat. Gleichzeitig besteht Hoffnung, dass derart schnelles Laden auch den Volumen-Markt erreicht: Im August 2021 stellte die chinesische Marke Aion ein Elektrouto mit speziellem Graphen-Akku vor, der nach ihren Angaben ebenfalls bis zu 480 Kilowatt verträgt, ohne zu schnell Schaden zu nehmen.