Manche Umwelt-Aktivisten stören sich schon daran, dass der an sich begrüßenswerte Trend zu Elektroautos in Europa von Autos im SUV-Format wie allen voran dem Tesla Model Y angeführt wird – lieber wären ihnen flachere Fahrzeuge, die einen niedrigeren Verbrauch versprechen. Zugleich warnen Marktforscher, dass immer größere Batterien für elektrische Pickups in den USA die zukünftige Versorgung mit Lithium in Frage stellen. General Motors aber will offenbar von beidem nichts wissen: Nach einem Gelände-Wagen und einem Pickup hat der US-Konzern jetzt auch ein SUV mit mehr als 200 Kilowattstunden Akku-Kapazität vorgestellt.
GM-Elektroautos mit riesigem Akku
Den Anfang machte schon Ende 2021 das Hummer EV der GM-Marke GMC – mit seinen gut vier Tonnen Gewicht ein recht direkter und nicht weniger kantiger Nachfolger der Verbrenner-Version, der die Idee effizienter Elektroautos viel stärker in Frage stellt als das schlanke Tesla Model Y. Um damit auf zumindest 329 Meilen Reichweite nach US-Norm (529 km) zu kommen, baut GM einen Akku mit bislang beispiellosen 213 Kilowattstunden Kapazität ein.
Der teure Hummer EV wird bislang nur in winzigen Stückzahlen verkauft, sodass man über ihn hinwegsehen könnte. Aber der enorme Akku soll bei GM keine Ausnahme bleiben. Ende Juni stellte die Marke Chevrolet ihren ersten elektrischen Pickup Silverado EV vor, und nannte auch dafür mehr als 200 Kilowattstunden. Und in dieser Woche folgte mit dem Cadillac Escalade IQ (s. Foto oben) eine weitere Elektroauto-Neuauflage eines GM-Klassikers, und auch diese bekommt einen Akku dieser ungewöhnlichen Größe.
Im Vergleich zu dem Fullsize-SUV wirkt selbst der E-Pickup der Schwester-Marke Chevrolet fast grazil. Auch preislich befindet er sich nach den Angaben dazu zwischen dem Silverado EV und dem elektrischen Hummer aus dem gleichen Konzern. Der Pickup soll zunächst ab knapp 80.000 Dollar kosten. Für den luxuriösen Escalade IQ nannte GM jetzt Preise ab rund 130.000 Dollar. Die Reichweite mit dem riesigen Akku soll in beiden Fällen 450 Meilen (724 km) betragen.
Ford und Tesla zurückhaltender
Damit zeigt sich GM wenig interessiert an Umwelt-, Kosten- wie Rohstoff-Warnungen – und lässt eine nicht nur von Tesla abweichende Batterie-Strategie erkennen. Ford etwa zeigte sich schon bei seinem E-Pickup F-150 Lightning bei der Akku-Größe eher zurückhaltend, sodass damit maximal 320 Meilen Reichweite möglich sind. In diesem Mai kündigte das Unternehmen zudem ein dreireihiges SUV-Elektroauto an, das nach Norm 350 Meilen (563 km) schaffen – und dafür dank konsequenter Optimierung nur 100 Kilowattstunden Akku benötigen soll.
Auch Tesla ist bei Model S und Model X bislang bei etwa dieser Kapazität geblieben, obwohl laut CEO Elon Musk problemlos mehr möglich gewesen wäre. Bei Model Y und Model 3 sind es höchstens knapp 80 Kilowattstunden. Mit dem Cybertruck, vom Format her besser vergleichbar mit den großen Elektroautos der Konkurrenten, dürfte auch Tesla erstmals die 100er-Marke hinter sich lassen. Für das Top-Modell waren zunächst 500 Meilen Reichweite angekündigt, doch nach aktuellen Gerüchten könnte es zunächst bei 350 Meilen bleiben.