Bei Tesla sind die europäischen Preise in diesem Jahr schon zweimal gesunken, und zusätzlich verkaufte das Unternehmen in diesem Quartal vorproduzierte Model 3 billiger, so lange es sie gab, sowie bis heute Model Y mit Rabatten von einigen tausend Euro. Mit Reaktionen anderer Elektroauto-Hersteller wie in China wurde weithin gerechnet, und tatsächlich erklärte eine Strategie-Beratungsfirma vor kurzem, im Juli habe eine Elektroauto-“Rabattschlacht“ Europa erreicht. Eine Bank ist allerdings der Ansicht, dass solche Zahlen in die Irre führen.
Tesla mit Angeboten früh im Quartal
Im Premium-Segment bekamen Elektroauto-Käufer in Deutschland im Juli durchschnittlich 14 Prozent Rabatt, ein Viertel mehr als im Vormonat, teilte laut einem Handelsblatt-Bericht Anfang August die PwC-Tochter Strategy mit. Im mittleren Segment gab es im Schnitt 11 Prozent Reduktion und damit ein Drittel mehr, bei Volumen-Elektroautos blieb sie bei 9-10 Prozent. Teil davon dürften die Tesla-Rabatte gewesen sein, die früh im Quartal begannen (s. Bildschirm-Foto oben). PWC hielt laut dem Bericht allgemein fest, dass Auto-Bauer am deutschen Markt verstärkt auf dieses Mittel setzen.
Von einem Elektroauto-Preiskrieg in Europa könne keine Rede sein, schrieben laut einem Bericht von Investing.com jedoch jetzt Analysten der Großbank HSBC. Weil es nicht genügend Daten über europäische Preise gebe, hätten sie ein eigenes Monitoring zu den 20 meistverkauften Elektroautos in Deutschland und Großbritannien gestartet. Und während der erste Blick tatsächlich für erhebliche Rabatte spreche, zeige eine nähere Beschäftigung, dass sie sich mit staatlichen und Hersteller-Anreizen erklären lassen.
Für Deutschland dürfte damit der Umweltbonus gemeint sein, den Hersteller technisch gesehen nicht freiwillig geben, weil er Voraussetzung dafür ist, dass der Staat die doppelte Summe drauflegt. Tesla zieht diesen eigenen Anteil bei seinen Konfigurator-Preisen schon ab, andere Hersteller weisen ihn erst später aus. Und was an echten Rabatten darüber hinaus noch verbleibt, hat laut HSBC insgesamt kein außergewöhnliches Ausmaß. Somit gebe es weder Anzeichen dafür, dass Hersteller gezielt Elektroautos fördern, noch für einen Preiskrieg.
Elektroauto-Schock statt Rabattschlacht
In eine ähnliche Richtung geht eine Untersuchung des deutschen CAR-Instituts, über die vergangene Woche die Tagesschau online berichtete. Demnach sind die durchschnittlichen Elektroauto-Rabatte im August gegenüber Juli um 3 Punkte auf 16,2 Prozent gesunken. Für Tesla Model 3 und Model Y werden 10,5 Prozent und 10,1 Prozent genannt, nur etwas weniger als zuvor. Auch hier spielt aber die Umweltbonus-Spezialität mit hinein: Ab 2024 sinkt die staatliche Zahlung und damit auch der Hersteller-Anteil, und wegen langer Lieferzeiten schlägt sich das zum Teil schon jetzt in Rabatt-Berechnungen nieder.
Statt sich über eine Rabattschlacht der Hersteller freuen zu können, sind Elektroauto-Interessenten laut dem Institut deshalb mit einem politisch verursachten „Preisschock“ konfrontiert. Dadurch werde auch die Elektroauto-Nachfrage sinken, die durch das komplette Ende des deutschen Umweltbonus für gewerbliche Käufer ab diesem September ohnehin schon beeinträchtigt ist. Als Folge davon erwartet das CAR laut dem Tagesschau-Bericht einen Preiskampf auf dem deutschen Markt. Verspätet könnte er also bald doch noch beginnen.