Die Elektroauto-Lastwagen kommen: Daimler Trucks etwa will zwar deutlich später weiterhin auch Wasserstoff-Fahrzeuge auf den Markt bringen, erst einmal aber hat der deutsche Hersteller vergangene Woche den Mercedes-Benz eActros vorgestellt, der ab Herbst in Deutschland produziert werden soll (s. Foto oben). Und wie am Montag bekannt wurde, will er sich zusammen mit wichtigen Partnern aus der Branche jetzt auch um schnelle Lademöglichkeiten für diesen Elektro-Laster und andere kümmern: Daimler, die Volkswagen-Tochter Traton und Volvo Group kündigten den Aufbau eines öffentlichen Ladenetzes für schwere Batterie-Lkw im Fernverkehr und Fernbusse an.
Wie Ionity für Elektroautos
Aktuell hätten die „drei führenden Nutzfahrzeughersteller“ eine Absichtserklärung über die Gründung eines zu gleichen Teilen gehaltenen Joint-Ventures für dieses Vorhaben unterzeichnet, hieß es in gleichlautenden Mitteilungen der Beteiligten zum Wochenauftakt. Der Start des neuen Unternehmens sei für 2022 geplant. Mit zunächst 500 Millionen Euro an Investitionen soll es dann mindestens 1700 „Hochleistungs-Ladepunkte“ nahe an Autobahnen sowie an Logistik-Standorten schaffen.
Stärker als an Tesla mit seinem frühen Supercharger-Netz erinnert das natürlich an Ionity, das von den deutschen Autoherstellern gegründete Joint-Venture für ein Elektroauto-Ladenetz für Pkw – zumal in der Mitteilung auch davon die Rede ist, dass neben dem eigenen Geld öffentliche Fördermittel genutzt werden sollen. Zu den geplanten Ladeleistungen ist ihr nichts zu entnehmen. Gegenüber der Financial Times sprachen Vertreter der drei Gründungspartner aber von bis zu 750 Kilowatt, damit Elektro-Lastwagen innerhalb der 45-minütigen Pflichtpause für ihre Fahrer aufgeladen werden können. Außerdem solle es langsamere Ladestellen mit 50 Kilowatt für Übernacht-Auffüllen geben. Aktuell gebe es in ganz Europa nur zehn Lastwagen-Ladestationen, sagte der Traton-Chef der FT. Es sei also „höllisch etwas zu tun“.
Die Volkswagen-Tochter mit den Marken Man und Scania ist das einzige der drei jetzt beteiligten Unternehmen, das nicht parallel auf die Entwicklung von Wasserstoff-Lastwagen setzt: Daimler und Volvo Group (also nicht der Pkw-Hersteller Volvo Cars, der bald im Tesla-Stil als reiner Elektroauto-Hersteller an die Börse soll) haben in diesem März das Joint-Venture Cellcentric gegründet, das Brennstoffzellen für Lkw weiterentwickelt.
Tesla mit Megawatt-Ladelösung
So oder so wollen die sechs wichtigsten Lastwagen-Hersteller Europas bis 2040 Diesel-Modelle aus ihrem Angebot entfernt haben, wie sie Ende 2020 mitteilten. Tesla gehört bislang nicht dazu, aber sein Elektroauto-Sattelschlepper Semi soll in diesem Jahr in die zunächst begrenzte Produktion gehen und dürfte anschließend auch in Europa verfügbar werden. Im März wurde in diesem Zusammenhang bekannt, dass Tesla einen eigenen Standard für Lkw-Laden vorgeschlagen hat. Der Name Megawatt Charging Solution spricht dafür, dass die Marke von 1000 Kilowatt hier übertroffen wird.