Der weltweite Markt für Lithium-Ionen-Batteriezellen, wie sie mittlerweile hauptsächlich für Elektroautos verwendet werden, hat sich seit 2015 auf 225 Gigawattstunden vervierfacht. Angetrieben von China, Tesla Model 3 und dem Diesel-Skandal sei weltweit „echtes Interesse“ an Elektroautos entstanden, sagte laut einem Fachdienst jetzt Simon Moores von der Marktforschungsfirma Benchmark Minerals bei einer Konferenz. Dies fördere zugleich den Bau von neuen Batterie-Fabriken. Bis 2029 erwartet Moores einen weltweiten Batteriezellen-Markt von 2224 Gigawattstunden – also noch einmal eine Verzehnfachung gegenüber diesem Jahr.
Ohne Rohstoffe keine Elektroautos
Wie der Name erkennen lässt, ist Benchmark Minerals auf Rohstoffe spezialisiert – und diese werden angesichts der steil steigenden Nachfrage nach Batteriezellen eine kritische Rolle für das Gelingen der Elektro-Wende spielen. Denn ohne unterschiedliche Rohstoffe, wenn diese auch zum Teil austauschbar sind und an immer neuen Akku-Zusammensetzungen geforscht wird, können auch noch so viele neuen Gigafactorys nichts produzieren. CEO Elon Musk hat bereits angekündigt, dass Tesla selbst „ein bisschen“ ins Rohstoff-Geschäft einsteigen könnte. Und er hat (ohne Zeitangabe) davon gesprochen, dass allein Tesla bei Akkus ein Produktionsvolumen von mehreren tausend Gigawattstunden pro Jahr erreichen möchte.
Der Bericht von NS Energy über die Benchmark-Konferenz enthält detaillierte Angaben zum (aktuellen) Rohstoff-Bedarf für eine Zellproduktion von 30 Gigawattstunden pro Jahr, was in etwa der Produktion in der Gigafactory von Tesla und Panasonic in Navada entsprechen dürfte: 33.000 Tonnen Graphit, 25.000 Tonnen Lithium, 19.000 Tonnen Nickel und 6000 Tonnen Kobalt. Beispielsweise beim Model 3 würden diese Rohstoffe (plus Metall und Chemie) 79 Prozent der Batteriezell-Produktionskosten ausmachen, die ihrerseits 27 der Gesamtkosten des Elektroautos betragen.
From 3 battery megafactories in 2015 to 123 in 2020, the rise of the EV lithium ion battery megafactories continues … pic.twitter.com/YhzDdk7lCv
— Simon Moores (@sdmoores) March 4, 2020
Weiter berichtete Moores von historisch erheblichen Preisschwankungen auf Rohstoff-Märkten. Bislang würden nur relativ geringe Mengen davon produziert und Batterien machten nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus. Die Branche sei gewohnt ,kurzsichtig und langsam auf Nachfrageänderungen zu reagieren. Beispielsweise bei Lithium werde die Nachfrage auf 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr steigen, fast fünfmal so viel, wie heute gewonnen werde. Bei Nickel, Kobalt und Graphit sehe es ähnlich aus. „Derartiges Wachstum haben die Rohstoff-Leute noch nie in ihrer gesamten Karriere gesehen“, wird Moores zitiert.
„Jedes produzierte E-Auto wird verkauft“
„Skalierung ist die bei weitem größte Herausforderung“, sagte Moores. Aber jetzt könne eine positive Selbstverstärkung in Gang kommen: Der Bau von Batterie-Gigafabriken (nicht nur bei, aber auch für Tesla) gebe Autoherstellern Vertrauen, auf Elektroautos zu setzen, und dies wiederum ermutige die Rohstoff-Produzenten, bis 2024 oder 2025 zu expandieren. Die Frage sei aber, was danach komme – es gebe noch einige Engpässe zu beseitigen.
Also dürfte es wohl weiterhin am Angebot liegen und weniger an der Nachfrage, wenn Elektroautos weniger schnell an Verbreitung gewinnen als erhofft oder erwartet – dies ist ein Thema, das Tesla quasi seit seinem Start begleitet. Benchmarks Prognosen-Chef Andrew Leyland positionierte sich bei der Konferenz laut NS Energy jetzt eindeutig auf der Seite der Anhänger der Angebot-Theorie: „Jedes Elektroauto, das bislang produziert wurde, wurde auch verkauft“, sagte er. Der Markt werde vom begrenzten Angebot zurückgehalten, nicht von mangelnder Nachfrage.