Wer in den USA einen neuen Tesla übernimmt, bekommt jetzt eine Probefahrt mit der FSD-Option für das Autopilot-System. Das verfügte CEO Elon Musk laut Berichten in dieser Woche per E-Mail, weil er der Meinung ist, dass fast niemand weiß, wie gut die Software bereits funktioniert. Mittlerweile ist sie bei Version 12.3.2.1 angelangt und laut Nutzer-Rückmeldungen zumindest viel besser als die vorherige, weil sie seltener menschliche Interventionen erfordert. Von autonomem Fahren kann trotzdem noch keine Rede sein, wie auch Tesla und CEO Musk erkennen lassen, die FSD als Abkürzung für Full Self-Driving neuerdings mit dem Zusatz „supervised“ versehen (s. Foto). Dieser scheint zudem den bisherigen „beta“-Hinweis in der Software abgelöst zu haben.
Mehr FSD, weniger Tesla-Verkäufe
Ihm sei bewusst, dass der FSD-Test für alle US-Neukäufer den Auslieferungsprozess verzögern werde, soll Musk in der Anweisung geschrieben haben. Dennoch bezeichnete er sie als „harte Anforderung“, machte also klar, dass niemand sich darüber hinwegsetzen darf. Insbesondere kurz vor Ende des Quartals kam diese Entscheidung überraschend – üblicherweise setzt Tesla an den letzten Tagen eher alles daran, ohne viel Aufhebens noch möglichst viele Elektroautos an Kunden zu übergeben. Zusätzlich begann auch ein Programm für einen Monat kostenloses FSD-Testen für alle Tesla-Besitzer in den USA.
Gut vereinbaren lässt sich das Umdenken mit der Tatsache, dass Tesla im ersten Quartal 2024 weltweit wohl deutlich weniger Fahrzeuge verkauft hat als im letzten Viertel von 2023, in dem der bisherige Rekord von 484.507 Auslieferungen erreicht wurde. Zu Beginn des neuen Jahres hatten manche Analysten noch mit einem weiteren Höchstwert in Q1 gerechnet, doch Ende Januar warnte Tesla, 2024 werde das Wachstum möglicherweise deutlich niedriger ausfallen als zuvor. Die bislang bekannten Verkaufszahlen gehen ebenfalls in diese Richtung; voraussichtlich am Dienstag (2.4.) werden die offiziellen Daten zu Produktion und Auslieferungen im ganzen ersten Quartal 2024 veröffentlicht.
6 Mio. Tesla-Elektroautos produziert
In der zurückliegenden Woche senkten weitere Banken ihre Prognosen dazu. Citi zum Beispiel rechnet jetzt nur noch mit knapp 430.000 Tesla-Auslieferungen in Q1 statt zuvor gut 473.000. Der Durchschnitt lag am Mittwoch laut einem Bericht von Investing.com noch bei 471.000 Verkäufen, enthält aber auch länger nicht aktualisierte Prognosen. Die Deutsche Bank, bei Tesla zuletzt auffallend treffsicher, erwartet seit dieser Woche sogar nur noch 414.000 verkaufte Elektroautos in Q1 und 1,9 Millionen in ganz 2024. Das läge unter dem Wert von Q1 2023 von 422.875 und würde für das Gesamtjahr 2024 nur gut 5 Prozent Wachstum bedeuten.
https://twitter.com/Tesla/status/1773775354315841596
Einen eher skeptischen Beobachter aber hat Tesla in dieser Woche auch positiv überrascht: Am Freitagabend meldete das Unternehmen auf X, bereits sein sechsmillionstes Elektroauto produziert zu haben. Laut @TroyTeslike, der akribisch verschiedenste Daten auswertet, kam das merklich früher als erwartet. Aus diesem Grund müsse er seine Schätzung für die Produktion im ersten Quartal spürbar anheben und für die Auslieferungen zumindest ein wenig, schrieb er. Allerdings rechnet auch @TroyTeslike weiterhin mit weniger Tesla-Verkäufen in Q1 2024 als vor einem Jahr.
Model Y mit mehr Reichweite zertifiziert
In den verbleibenden Quartalen von 2024 könnte mehr Werbung helfen. Auf X und YouTube war zuvor schon gelegentlich wiederverwertetes Video-Material von Tesla als bezahlte Anzeigen zu sehen, doch im März kam eine Kampagne auf Facebook und Instagram hinzu, also auf Plattformen, die zu dem Meta-Konzern des Musk-Rivalen Mark Zuckerberg gehören. Im vergangenen Jahr gab Tesla laut einem Bericht des Wall Street Journal 6,4 Millionen Dollar für Digital-Werbung in den USA aus. Verglichen mit insgesamt 3,6 Milliarden Dollar bei General Motors ist das fast nichts, aber es war bereits ein Vielfaches der entsprechenden Tesla-Ausgaben von 2022, die bei nur rund 175.000 Dollar lagen.
In Europa bahnt sich außerdem der Marktstart einer interessanten neuen Version des Model Y an: Beim Model 3 ist die Variante mit großem Akku und Heckantrieb (LR RWD) mit der Highland-Auffrischung vorerst verschwunden, doch stattdessen kommt sie wohl bald für das Model Y. Das schrieb ein häufig gut informiertes Mitglied des deutschen Forums TFF in dieser Woche, nachdem es eine entsprechende Typzulassung für die EU entdeckt hatte. Als WLTP-Reichweite werden bis zu 606 Kilometer genannt, also etwa 40 Kilometer mehr als beim Model Y mit großem Akku und Allrad-Antrieb.
CATL-Batterien für nächstes Tesla-Modell
Neue Batterie-Technologie steckt im kommenden Model Y LR RWD wie zuvor beim Model 3 in dieser Ausführung offenbar nicht, aber mit dem nächsten Tesla dürfte sich das ändern. Das noch namenlose neue Elektroauto unterhalb der bisherigen Modelle soll laut CEO Musk ab dem zweiten Halbjahr 2025 produziert werden, zunächst in Texas, später auch in der deutschen Gigafactory. Die Kosten und damit wohl auch die Preise dafür sollen deutlich niedriger sein als bei Model 3 und Model Y. Mit Blick auf die Batterien hält der Weltmarktführer CATL das für realistisch, wie sein Chairman Robin Zeng in dieser Woche der Agentur Bloomberg sagte: Es gebe stets Spielraum für Kosten-Senkungen, erklärte er.
Außerdem arbeite CATL zusammen mit Tesla an Technologien für schnelleres Laden, sagte Zeng. Möglicherweise produziert Tesla Batterien mit chinesischer Technologie bald sogar selbst: Zeng bestätigte, dass CATL Maschinen für die Tesla-Fabrik im Bundesstaat Nevada liefern will. Dabei dürfte es um Batterien auf Grundlage der preisgünstigen und robusten LFP-Chemie oder der Weiterentwicklung M3P gehen. Auch Ford will eine US-Fabrik dafür mit CATL als Partner bauen, und ähnliche Lizenzen könnte laut aktuellen Gerüchten aus China auch General Motors kaufen.
Xiaomi-Elektroauto SU7 zu Kampfpreisen
Das chinesische Unternehmen, das auch schon BMW und Mercedes beliefert und eine Fabrik in Deutschland hat, wird also auch in den USA zunehmend unverzichtbar. Seine besten Batterien aber sind derzeit wohl nur in lokalen Fahrzeugen zu bekommen. In dieser Woche gab der Smartphone-Hersteller Xiaomi die noch ausstehenden Daten für sein erstes Elektroauto SU7 bekannt, das ab April ausgeliefert werden soll. Die Limousine ist etwa so lang wie ein Tesla Model S, unterbietet beim Preis aber selbst das Model 3 – der kleinste SU7 mit 700 Kilometern Reichweite nach China-Norm kostet umgerechnet gut 28.000 Euro, etwa 4000 Euro weniger als der Basis-Tesla.
Die zwei höheren Versionen des Xiaomi-Elektroautos für maximal gut 38.000 Euro übertreffen mit bis zu 810 Kilometern selbst das mehr als doppelt so teure Tesla Model S (in China mit maximal 715 km angegeben) bei der Reichweite deutlich. Darin stecken laut einem Bericht von CnEVPost jeweils Akkus von CATL mit der teureren NMC-Chemie und bis zu 101 Kilowattstunden Kapazität, die sich Innerhalb von 15 Minuten für weitere 510 China-Kilometer aufladen lassen. In der Top-Version SU7 Max kommt die neue Qilin-Bauweise zum Einsatz, bei der CATL ein Akku-Paket zu hohen 72 Prozent allein für Batterien nutzt.