In der Woche bis diesen Sonntag (2. Juni) standen bei Tesla weniger das Unternehmen selbst oder seine Produkte im Fokus als der CEO: Am 13. Juni findet die Hauptversammlung statt, und spätestens dort sollen die Aktionäre noch einmal der Bonus-Regelung für Elon Musk im zweistelligen Milliarden-Wert zustimmen, die ein Gericht Ende Januar für ungültig erklärt hatte. Wenn es keine Mehrheit dafür gibt, so wird befürchtet, könnte Musk von seinem Posten zurücktreten oder sich weniger um Tesla kümmern. Elektroauto-Neuigkeiten kamen unterdessen eher von anderen Herstellern.
Berater gegen Bonus für Tesla-Chef
Seit einigen Wochen wirbt Tesla – neuerdings auch mit dem Roboter Optimus (s. Foto oben) – in sozialen Medien und über Google für die Vorschläge Nummer 3 und 4 bei der Hauptversammlung, die eine Registrierung des Unternehmens in Texas statt Delaware und den Musk-Bonus vorsehen Für den ersten bräuchte es eine Mehrheit aller Tesla-Aktien, für den zweiten nur der abgegebenen Stimmen. Wenn die Aktionäre die gekippte Vergütungsregelung von 2018 bestätigen, müsste sie immer noch der gerichtlichen Überprüfung in Delaware standhalten. Laut der Agentur Reuters hat Tesla bestätigt, nicht zu versuchen, dieses Verfahren nach Texas zu verlegen.
Ein Votum der Aktien-Mehrheit für den Musk-Bonus würde dessen Wiederherstellung also nicht garantieren – und bei einer Ablehnung wären die Chancen dafür wohl sehr gering. Große institutionelle Anleger könnten sich tatsächlich dagegen aussprechen. In dieser Woche empfahl zunächst die Beratungsfirma Glass Lewis, gegen das Milliarden-Paket für den Tesla-Chef zu stimmen. Am Freitag schloss sich Institutional Shareholder Services (ISS) an, das schon vor der ersten Abstimmung in 2018 zum Nein riet. In einer Umfrage von Morgan Stanley rechneten allerdings 57 Prozent damit, dass der Vorschlag angenommen wird.
Insider-Handel von Musk in Tesla?
Nicht unbedingt helfen dabei dürfte die Tatsache, dass am Donnerstag eine Klage gegen Musk wegen angeblichem Insider-Handel eingereicht wurde. Darin geht es um Verkäufe von Tesla-Aktien im November und Dezember 2022, also kurz bevor das Unternehmen enttäuschende Verkaufszahlen für das letzte Quartal des Jahres meldete. Für den CEO sei das zu diesem Zeitpunkt schon absehbar gewesen, und mit dem früheren Verkauf habe er rund 3 Milliarden Dollar mehr eingenommen, als wenn er bis Januar 2023 gewartet hätte, argumentiert der Kläger.
Zudem berichtete das Wall Street Journal, dass es aktuell Gespräche zwischen Musk und Donald Trump über eine mögliche Rolle als Berater für den Fall gab, dass der am Donnerstag in 34 Punkten strafrechtlich schuldig gesprochene Ex-Präsident bei den Wahlen in diesem November erneut Präsident wird. Zu beidem äußerte sich der Tesla-Chef auf seiner Plattform X. Die Trump-Verurteilung bezeichnete er als politisch motiviert, weshalb sie großen Schaden für das US-Justizsystem angerichtet habe. Zu den angeblichen Berater-Gesprächen mit dem Kandidaten schrieb er, diese habe es nicht gegeben.
There have not been any discussions of a role for me in a potential Trump Presidency
— Elon Musk (@elonmusk) May 30, 2024
Eine weitere interessante Meldung zu Musk: Sein KI-Startup xAI, gegründet im vergangenen Juli, hat eine Bewertung von 24 Milliarden Dollar erreicht und dürfte damit zu den wertvollsten nicht börsennotierten Unternehmen der Welt gehören. In einer Meldung auf X bestätigte es am Montag, 6 Milliarden Dollar Kapital bei Investoren aufgenommen zu haben, und Musk nannte später eine vorherige Bewertung von 18 Milliarden Dollar. Er selbst dürfte, anders als bei Tesla, weiterhin eine klare Mehrheit der xAI-Anteile haben. Der frühe Erfolg könnte seiner indirekten Drohung von diesem Januar mehr Glaubwürdigkeit verleihen, wenn er nicht mindestens 25 Prozent der Stimmrechte halte, würde er Tesla ungern führend bei KI und Robotik machen.
Giga Berlin bekommt Batterie-Zug
Aus Deutschland wurde unterdessen am Freitag bekannt, dass der im September 2023 in Betrieb genommene, für alle kostenlose Bahn-Shuttle zwischen dem nahen Erkner und der Gigafactory in Grünheide „vor dem Aus“ steht. Das berichtete die Berliner Zeitung – doch der Grund dafür ist lediglich, dass die Züge auf der Strecke in Zukunft nicht mehr von einem Diesel-Motor angetrieben werden sollen, sondern elektrisch mit Batterien an Bord. Am 14. Juni werde der Service vorerst enden, schreibt die Zeitung. Dem Vernehmen nach werde er aber bald wieder aktiviert, wenn die als Ersatz vorgesehenen Siemens-Triebwagen voraussichtlich im Juli zur Verfügung stehen.
Elektroauto-Nachrichten im engeren Sinn gab es in der zurückliegenden Woche ebenfalls, aber sie kamen nicht von Tesla, wo die Pläne für ein revolutionäres neues Modell unterhalb von Model 3 und Model Y offenbar weit in die Zukunft verschoben wurden. Stattdessen ließ der chinesische Konkurrent BYD wissen, im kommenden Jahr in Europa mit seinem kompakten Elektroauto Seagull starten zu wollen. Es soll dafür in einer eigenen Fabrik in Ungarn produziert werden, sagte die zuständige Managerin der Publikation Capital. In Europa solle der Seagull deutlich mehr kosten als in China, wo es ihn ab etwa 9000 Euro gibt. Dennoch wolle BYD damit als „Preisführer“ antreten.
Kleine Elektroautos von VW und Renault
Westliche Konkurrenz dafür dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen. Zuletzt verhandelten Renault und Volkswagen über die gemeinsame Entwicklung eines kleinen Elektroautos, was aber scheiterte. Am Donnerstag kündigte der deutsche Konzern an, eigene Elektroautos für 20.000 Euro anbieten zu wollen – aber erst 2027, wobei nicht klar wurde, ob damit die Vorstellung gemeint war oder der Verkaufsstart. Renault ließ daraufhin auf Reuters-Nachfrage hin wissen, ohne VW einen elektrischen Twingo zu Preisen unterhalb von 20.000 Euro zu entwickeln. Das soll innerhalb von zwei Jahren, also 2026, erledigt sein – zur Beschleunigung und Kosten-Senkung mit Unterstützung eines chinesischen Ingenieur-Unternehmens.