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Finanziell gesehen hat Elon Musk einen Lauf: Am Dienstag erreichte die Tesla-Aktie einen neuen Höchststand, dann bestätigte SpaceX Pläne für einen Börsengang, und am Freitag sprach ein Gericht in Delaware Musk einen Bonus mit dreistelligem Milliarden-Wert wieder zu, der zuvor für ungültig erklärt worden war. Zu dem Tesla-Anstieg an der Börse trug bei, dass in Texas erste Model Y ohne Aufpasser im Fahrzeug unterwegs waren. Mit Blick auf seine deutsche Gigafactory ließ das Unternehmen wissen, dass dort wieder eine Batterie-Produktion vorbereitet wird. Und zwar nicht Tesla, aber andere Hersteller, bringen Elektroautos zu niedrigeren Preisen auf den Markt.
Tesla-Aktie steckt Dämpfer weg
Nachdem Musk in den Wochen zuvor mehrmals angekündigt hatte, etwa zum Jahresende auf die menschliche Aufsicht für die mit FSD gesteuerten Model Y als Robotaxis in Austin zu verzichten, schien es am Wochenende tatsächlich so weit zu sein: Auf öffentlichen Straßen der Stadt in Texas wurden zwei dieser Elektroautos gefilmt, in denen niemand zu sehen war. Tesla-Fans feierten das als den lange überfälligen Durchbruch bei autonomem Fahren, hohe Manager stimmten ein, CEO Musk bestätigte etwas zurückhaltender, dass Tests ohne Insassen begonnen hätten.
Einen echten Robotaxi-Dienst wie der Konkurrent Waymo betreibt Tesla also immer noch nicht, aber auch die Börse nahm die Nachricht erfreut auf. Schon am Montag näherte sich die Aktie einem neuen Rekordhoch. Am Tag darauf ging Tesla bei 489,88 Dollar aus dem Handel, auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Ein Dämpfer folgte am Mittwoch, nachdem bekannt wurde, dass Tesla wegen irreführendem Autopilot-Marketing eine Verkaufssperre in Kalifornien droht. Analysten sahen das Risiko jedoch als eher gering an, und bis Freitag näherte sich die Aktie wieder dem Rekordschluss von Anfang der Woche.
Musk bekommt alten Bonus doch
Nach Börsenschluss kam dann eine Nachricht, die für Musk rundum positiv ist und auch für das Unternehmen hilfreich sein dürfte: Der Supreme Court des Bundesstaats Delaware entschied, dass dem CEO doch das 2018 beschlossene Bonus-Paket zusteht, das ihm eine zweistellige Milliarden-Summe in Form von Optionen auf verbilligte Tesla-Aktien eingebracht hatte. Dieses Paket hatte ein Wirtschaftsgericht zuvor für ungültig erklärt und sich auch nicht dadurch umstimmen lassen, dass die Tesla-Aktionäre es Ende 2024 ein weiteres Mal mit großer Mehrheit befürworteten.
Gegen die Entscheidung ging Tesla vor dem obersten Gericht des Bundesstaates in Berufung und bekam jetzt Recht. Den Bonus komplett zu streichen, sei ungerecht, denn in diesem Fall hätte Musk sechs Jahre lang ohne Kompensation für das Unternehmen gearbeitet, urteilte der Supreme Court. Dass der CEO alle Anforderungen im Plan von 2018 erfüllt habe und dass die Aktionäre davon profitiert hätten, stehe außer Zweifel. Statt einer Streichung der Musk-Optionen sollen die Kläger als Entschädigung einen symbolischen Dollar bekommen.
Tesla spart Milliarden Dollar
Erst Fans und dann auch Musk selbst zeigten sich auf X erfreut über die Entscheidung, die Aktie aber reagierte nachbörslich zunächst kaum darauf. Dabei bedeutet das Urteil, dass ein von Tesla im August beschlossener Ersatz-Bonus für den CEO nicht benötigt wird. Der sollte in Form von Aktien im damaligen Wert von 29 Milliarden Dollar bezahlt werden, wenn das Verbot in Delaware bestehen blieb. Darauf und auf die damit verbundene Belastung für die zukünftigen Gewinne kann Tesla jetzt verzichten.
Musk wiederum muss nicht mehr alle Meilensteine in dem potenziell noch viel wertvolleren Bonus-Paket erreichen, das ihm die Tesla-Aktionäre bei der Hauptversammlung im November zusprachen, um wie gewünscht auf mindestens 25 Prozent der Stimmrechte zu kommen. Die Entscheidung aus Delaware würde seinen Tesla-Anteil bereits auf etwa 18 Prozent steigen lassen, selbst wenn er nach Ausübung der Bonus-Optionen einige Aktien verkauft, um Steuern auf den Gewinn zu bezahlen. Insgesamt kann der CEO mit dem neuen Programm weitere 12 Prozent verdienen.
Cybercab in Tests mit Fahrern
Nachdem Musk vor kurzem auch einen Börsengang von SpaceX bestätigt hat, könnte sich bald jedoch eine neue Milliarden-Geldquelle für ihn auftun. Wenn er all die neuen Tesla-Optionen verdient und ausübt, ohne einen Teil der Aktien gleich wieder zu verkaufen, könnte seine Beteiligung auf deutlich über 30 Prozent steigen. Seine Kontrolle über das Unternehmen wäre dann so sicher wie noch nie. Vor der Abstimmung über den neuen Bonus hatte er damit gedroht, sich bei Tesla zurückzuziehen, wenn er nicht die Chance auf 25 Prozent erhält.
Einer der Meilensteine im neuen Bonus-Programm für den CEO besteht darin, dass Tesla 1 Million Robotaxis ohne menschlichen Fahrer im kommerziellen Betrieb haben muss. Dazu soll nach Angaben von Musk das Cybercab dienen, das im Herbst 2024 präsentiert wurde und ganz ohne Pedale oder Lenkrad konzipiert ist. Wie früher für konventionellere Elektroautos stellte er dafür eine revolutionäre neue Produktionsweise in Aussicht, mit der sich Zyklus-Zeiten und damit Kosten drastisch senken lassen. Die Produktion soll im April 2026 beginnen, sagte Musk zuletzt dazu.
#Cybercab spotted at #Apple visitor center pic.twitter.com/YOv1TC3Q2n
— J.C. (@justinchencya) November 29, 2025
Dafür bleibt nicht mehr viel Zeit, und tatsächlich ist in den USA immer mehr vom Tesla Cybercab zu sehen – bei Veranstaltungen, auf dem Gelände der Gigafactory in Texas und jetzt wohl zum ersten Mal auch auf öffentlichen Straßen, und das gleich zweifach. Aus Kalifornien kam ein kurzes Video mit einem Cybercab; die beide vorderen Plätzen sind besetzt, und man kann Hände an einem Lenkrad erkennen. Auch in einem der zwei Fotos (s. oben), die nach den Angaben dazu auf X am Freitag in Austin entstanden, scheint im winzigen Rückspiegel des Cybercab ein Fahrer zu sehen zu sein.
Billigere Elektroautos kommen
Dass es den Spiegel überhaupt gibt, dürfte eine Konzession an aktuelle Zulassungsregeln sein – die eingebauten Kameras machen ihn eigentlich unnötig, streng genommen sogar dann, wenn wie jetzt in Kalifornien und Austin noch ein Mensch am Steuer sitzt. Dass es parallel ein Tesla Cybercab für menschliche Steuerung geben könnte, hat CEO Musk mehrfach ausgeschlossen. Dabei besteht großes Interesse an Elektroautos zu deutlich niedrigeren Preisen, wie auch Tesla sie einst angekündigt hatte und dann zugunsten von Cybercab-Robotaxis offenbar aufgab.
Stattdessen kamen vorerst nur Standard-Versionen für Model 3 und Model Y, die den Mindestpreis für den Einstieg in die Tesla-Welt auf 36.990 Dollar bzw. Euro drückten – weit weg von den 25.000 Dollar, die Musk dafür früher in Aussicht stellte. In die Bresche springen aber andere Hersteller. So schien es um ein 25.000-Euro-Elektroauto vor Jahren ein enges Rennen zwischen Tesla und Volkswagen mit dem Zieljahr 2023 zu geben. Die US-Marke scheint ausgestiegen zu sein, aber VW konkretisierte jetzt seinen ID.Polo, also das Elektroauto, für dessen Basis-Version ein Preis in dieser Region angekündigt ist.
Volkswagen ID.Polo ab April 2026
Ein LFP-Akku mit 37 Kilowattstunden im billigsten VW ID.Polo soll nach den aktuellen Angaben für rund 300 Kilometer WLTP-Reichweite genügen und sich mit bis zu 90 Kilowatt wieder aufladen lassen. Darüber ist eine Version mit 52 Kilowattstunden, 450 Kilometern und 130 Kilowatt Ladeleistung vorgesehen, auch als GTI mit erhöhter Motor-Leistung von 99 Kilowatt. Das neue VW-Elektroauto ist mit knapp über vier Metern Länge kompakt. Der Vorverkauf soll im nächsten April beginnen, möglicherweise zunächst nur mit dem größeren Akku.
Bezahlbare Elektroautos im kompakten Format auf der gleichen Basis haben auch Audi, Cupra und Skoda aus dem gleichen VW-Konzern für die nähere Zukunft schon angekündigt. Preislich und bei der Größe noch darunter rangiert ein weiteres europäisches Fahrzeug, das jetzt vorgestellt wurde: Beim neuen Twingo E-Tech Electric zitiert Renault optisch den gleichnamigen Verbrenner, der nach Angaben des Herstellers einst radikal das A-Segment veränderte. Mit voller Ausstattung ist das Twingo-Elektroauto ab Januar für 21.090 Euro zu bestellen, eine Version für knapp 20.000 Euro soll wenig später folgen.
VW-Elektroauto mit neuer Einheitszelle
Interessant an der Volkswagen-Meldung zum ID.Polo ist auch, dass darin erwähnt wird, dass die größeren Akkus mit der „Einheitszelle“ der Tochter PowerCo bestückt sein sollen. Diese eigene Batterie hatte der Konzern, wohl inspiriert von ähnlichen Plänen bei Tesla, im März 2021 angekündigt. Eine der Fabriken dafür ist im deutschen Salzgitter angesiedelt. Und wie der Konzern am Mittwoch zusätzlich mitteilte, hat diese den Betrieb aufgenommen und soll im Verlauf von 2026 auf eine Jahreskapazität von 20 Gigawattstunden kommen.
Dabei könnte Volkswagen von neuer Batterie-Förderung profitieren, die jetzt parallel zur Abkehr vom zuvor beschlossenen Verbrenner-Aus von der EU-Kommission eingeführt wurde. Neuerdings gilt das zudem auch wieder für Tesla: In seiner Gigafactory im deutschen Grünheide bei Berlin hatte das Unternehmen zunächst Anlagen zur Produktion eigener 4680-Batterien aufgebaut, dann jedoch in die USA geschickt, um von dortiger Förderung zu profitieren. Jetzt aber scheint Grünheide wieder im Spiel zu sein.
Tesla will doch deutsche Batterien
In der deutschen Gigafactory würden die Voraussetzungen für die Produktion kompletter Batterie-Zellen geschaffen, teilte Tesla laut Medien-Berichten am Dienstag mit. Dabei gehe es um eine Kapazität von jährlich bis zu 8 Gigawattstunden beginnend im Jahr 2027, wofür man einen weiteren dreistelligen Millionen-Betrag investiere.
Im Vergleich zu früheren Angaben von CEO Musk, der Ende 2020 für den deutschen Tesla-Standort die größte Batterie-Fabrik weltweit mit mindestens 100 Gigawattstunden angekündigt hatte, klingt das bescheiden. Zudem hieß es jetzt, die neuen Pläne zur vertikalen Integration in Grünheide würden nur umgesetzt, wenn die Bedingungen dafür richtig seien. Derzeit sei eine wirtschaftliche Produktion von Batterien in Europa kaum möglich.

