Ein bisschen etwas Wahres war an den Gerüchten also doch: Schon am vergangenen Mittwoch, so wurde Anfang der Woche im Umfeld der entstehenden Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin gemunkelt, sollte CEO Elon Musk persönlich bei der Baustelle vorbeischauen. Auf diese Idee kamen Beobachter, weil sich der Tesla-Chef früher schon zum Bau-Beginn dort angekündigt hatte. Außerdem wurde ein größeres Zelt auf dem Giga-Gelände in Brandenburg errichtet, von dem Tesla aber später mitteilen ließ, es sei nicht etwa für das von vielen erhoffte Fest mit Musk gedacht. Umso überraschender ist, dass der Tesla-CEO jetzt doch einen Deutschland-Besuch ankündigte – und kurz darauf schon nach Europa flog.
Schrieb Tesla-Chef aus dem Flugzeug?
Am Sonntag wollte ein Twitter-Nutzer vom Musk eigentlich nur wissen, ob es Fortschritte bei einem Projekt von Tesla mit der deutschen Biotech-Pharmafirma Curevac gebe. Dafür und für die Gigafactory Berlin komme er nach Deutschland, antwortete der Tesla-Chef darauf, kündigte seine Reise hierher also ganz nebenbei an, und zwar schon „diese Woche“.
Und das meinte der Tesla-Chef offenbar wörtlich, denn zu diesem Zeitpunkt war er wahrscheinlich schon im Flugzeug. Das jedenfalls meldete ein Twitter-Account, der Musks Privat-Jet verfolgt: Am Sonntagvormittag US-Ortszeit soll die Gulfstream in Los Angeles abgehoben sein. Die Landung wurde etwa neun Stunden später gemeldet, dazwischen lag der Deutschland-Tweet. Allerdings führte der Flug zunächst nicht nach Berlin oder zum Curevac-Sitz in Tübingen, sondern nach Doncater in Nordengland. Nach Großbritannien war der Tesla-Chef vor kurzem schon einmal kurz geflogen. Damals wurde über eine britische Gigafactory spekuliert.
That & Giga Berlin are why I’m headed to Germany this week. Conversations with Harvard epidemiology confirmed that a high-speed RNA printer has potential be helpful for vaccines & cures in many areas.
— Elon Musk (@elonmusk) August 30, 2020
Dass es die deutsche geben wird, hatte Musk bei seinem bislang letzten öffentlichen Deutschland-Besuch angekündigt, unerwartet bei der Vergabe des Goldenen Lenkrads an das Tesla Model 3 im November 2019. Zuletzt lobte er den rekordschnellen Bau-Fortschritt dort. Ab Sommer 2021 soll die Gigafactory in Grünheide zunächst das Model Y für Europa produzieren. Mittlerweile hat Tesla die wichtigsten Vorab-Genehmigungen für das Projekt zusammen und schon die meisten Fundamente sowie Rohbau-Teile und teils Dächer errichtet.
Tesla baut RNA-Drucker mit Curevac
Weniger bekannt dagegen war bis vor kurzem, dass Tesla auch mit Curevac zu tun hat. Das deutsche Uni-Spinoff war zuvor weltweit in die Schlagzeilen geraten, weil es mit seiner neuartigen RNA-Technologie beispiellos schnell einen Impfstoff-Kandidaten gegen Covid-19 entwickelt hatte. Tesla baue RNA-Mikrofabriken für Curevac und bald vielleicht auch andere, ließ Musk dann Anfang Juli wissen. Später wurde auch ein gemeinsames Patent von Tesla und Curevac bekannt.
Dazu sagte der Tesla-Chef jetzt, auch deswegen komme er nach Deutschland: Er habe mit einem Epidemiologen gesprochen, der bekräftigt habe, dass ein schneller RNA-Drucker in vielen Bereichen potenziell hilfreich für Impfungen und Medikamente sein könnte. Dem Tesla-Chef scheint also eine Woche mit Gigafactory-Besichtigungen in Großbritannien (dort wohl nur ein Grundstück) und Deutschland bevorzustehen, sowie mit einem möglichen tieferen Einstieg in eine weitere Zukunftstechnologie.
Aktualisierung: Am Montagabend ist der Tesla-Chef tatsächlich Richtung Deutschland abgeflogen. Seine Maschine landete zunächst in Rheinland-Pfalz in der Nähe der deutschen Tochter Tesla Grohmann Automation. Für Dienstag stand zudem ein Termin mit Curevac an, am Mittwoch könnte die deutsche Gigafactory-Baustelle folgen.