Möglicherweise halten Akkus in modernen Elektroautos viel länger, als in älteren Studien berechnet oder ermittelt wurde, schrieben Münchener Forscher vor kurzem: Dafür spreche der technische Fortschritt der vergangenen Jahre, und die Hersteller würden gewiss aktuellere Daten kennen, sie aber nicht herausgeben. Also kaufte das Team an der TU München Batterien aus einem VW ID.3 und testete sie selbst – und stellte fest, dass die Kapazität selbst bei extremer Beanspruchung nach 160.000 Kilometern noch bei fast 90 Prozent lag. Kurz darauf meldete Tesla ähnlich hohe Werte selbst nach 320.000 Kilometern bei Model S und Model X. Und in der Woche lieferte auch Renault beruhigend klingende Daten zum Akku seines verbreiteten Elektroautos Zoe.
Tesla spart nach 10.500 km CO2 ein
Solche Ergebnisse haben Einfluss darauf, mit welcher Akku-Lebenszeit oder -Kilometerleistung Kunden rechnen können. Sie bestimmen aber auch stark mit darüber, welcher rechnerische CO2-Ausstoß pro Kilometer sich über die gesamte Nutzungszeit ergibt. Denn der Großteil davon fällt bei Elektroautos bei der Herstellung des Akkus an, und je länger er hält, desto geringer sind die gesamten Emissionen pro Kilometer. Das wiederum spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über die richtige Förderpolitik zur CO2-Reduzierung im Verkehr.
Tesla zum Beispiel rechnet in seinem aktuellen Impact Report mit der Verschrottung von Elektroautos in den USA nach 320.000 Kilometern und in Europa nach 240.000 Kilometern. Der Grund dafür ist, wie die Daten zu Model S und Model X im selben Bericht zeigen, nicht etwa, dass die Batterien dann unbrauchbar wären. Aber sogar wenn man eine mögliche längere Nutzung in den Elektroautos selbst oder im stationären Betrieb nicht berücksichtigt, soll eine gedachte Mischung aus Model 3 und Model Y in den USA schon nach knapp 10.500 Kilometern weniger CO2-Emissionen verursachen als ein vergleichbarer Verbrenner.
Bei Volkswagen dürften sich ähnlich lange Nutzungszeiten und damit deutlichere Elektroauto-Vorteile ergeben, wenn sich die Ergebnisse der Münchener Forscher mit dem ID.3 bestätigen und in solche Bewertungen einbezogen werden. Und mit Renault kam jetzt ein weiterer Hersteller hinzu, dessen Erfahrungen dafür sprechen, dass das CO2-Bild für Elektroautos ingesamt noch positiver aussieht als nach bisherigen Daten.
Renault mit Akku-Daten zu Elektroauto Zoe
99 Prozent aller je für den Renault Zoe in Deutschland verkauften Batterien seien noch voll einsatzfähig und wiesen mindestens 70 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität auf, teilte das Unternehmen an diesem Dienstag mit. Das gelte für die erste Generation mit 22 Kilowattstunden Kapazität ebenso wie für die heutige mit 52 Kilowattstunden. Die Daten reichen also weit zurück, denn die ersten Exemplare von Europas in 2020 meistverkauftem Elektroauto (s. Foto oben) wurden schon 2013 ausgeliefert. Die minimale Ausfall-Quote umfasst laut Renault auch Fahrzeuge, die schon außerhalb der Akku-Garantie von acht Jahren oder maximal 160.000 Kilometern sind. Auch hier müssen Kunden also ebenso wenig wie Klimaschützer damit rechnen, dass die Elektroauto-Batterie danach schnell schlapp wird.