Nach vielen Jahren als Technologie-Analyst bei der Investmentbank Piper Jaffray hat sich gene Munster Anfang 2017 selbstständig gemacht, um mit der eigenen Wagniskapital-Firma Loup Ventures früh in erfolgversprechende Unternehmen zu investieren. Sie investiert auf der Grundlage der langfristigen These, dass die Welt der Zukunft von künstlicher Intelligenz und Robotik sowie erweiterter und virtueller Realität geprägt sein wird. Schon kurz nach der Gründung von Loup verkündete Munster, Tesla werde das neue Apple, also eine Aktie, deren Kurs sich noch mehrmals vervielfachen könne. Das hat sich seitdem zusammen mit steigenden Verkaufs- und Produktionszahlen bewahrheitet – und Munster sieht Tesla auch weiterhin weit vorne.
Tesla soll USA weiter dominieren
Über aktuelle Einschätzungen zu den eigenen Positionen (zu denen trotz der Frühphasen-Orientierung auch Apple noch zu gehören scheint) informiert Loup Ventures regelmäßig auf seiner Website. Und dort sind jetzt kurz nacheinander zwei Beiträge erschienen, die Tesla eine weitgehend ungefährdete Zukunft voraussagen, mit deutlicher Markt-Dominanz bei Elektroautos in den USA und bedeutenden Vorteilen mit eigener Akku-Technologie.
In dem ersten Beitrag geht es um Tesla-Marktanteile in den USA. Angesichts der aktuell und im Verlauf des nächsten Jahres dort verfügbaren anderen Elektroautos werde Tesla Ende 2021 einen Marktanteil von 70-80 Prozent haben, schreibt Loup Ventures. Das werde dem Unternehmen neue Größenvorteile einbringen, sodass traditionelle Hersteller es noch schwerer hätten, vom langfristigen Trend zu Elektroautos zu profitieren.
Faktor 20 für Tesla-Verkäufe
Für das Jahr 2019 sei viel neue Tesla-Konkurrenz befürchtet worden, heißt es in dem Beitrag weiter. Gekommen seien in den USA dann nur drei wettbewerbsfähige Elektro-Modelle und andere seien eingestellt worden, sodass Teslas US-Marktanteil in dem Segment weiter 80 Prozent betragen habe. Es folgt eine Auflistung von 16 aktuellen und 12 angekündigten Elektroautos für die USA, von denen die Mehrheit gemessen an Tesla aber mindestens eine von zwei entscheidenden Schwächen habe: zu hoher Start-Preis oder zu geringe Reichweite. Das Fazit von Loup: „Konkurrenz ist für Tesla 2020 (und wahrscheinlich auch 2021) keine spürbare Bedrohung.“
In einem wenige Tage zuvor veröffentlichten Loup-Beitrag werden technische Gründe für die erwartete Tesla-Überlegenheit beim US-Verkauf besprochen. Über die nächsten zehn Jahre rechnet die Kapitalfirma zwar damit, dass der Marktanteil von Tesla dort auf 20-25 Prozent zurückgeht. Unter der – nicht unbedeutenden – Annahme, dass der gesamte US-Markt auf Elektroautos umsteigt, lasse das aber immer noch jährliche Tesla-Verkäufe von um 4 Millionen Stück in den USA erwarten. Das wäre etwa zwanzigmal so viel wie im laufenden Jahr.
Tesla-Zellproduktion bald weltweit?
Einer der großen Vorteile von Tesla liege in der Akku-Technologie, lautet die aktuelle Loup-Einschätzung dazu. Dieser Vorsprung sei als „nachhaltig“ anzusehen. Tesla beziehe zwar wie andere Elektroauto-Hersteller Batterie-Zellen außer vom langjährigen Partner Panasonic auch von CATL aus China und LG Chem. Es sei aber wahrscheinlich, dass alle drei Zulieferer für Tesla eine proprietäre Zell-Chemie einsetzen, die anderen nicht verkauft werde.
Hinzu kommen Vorbereitungen von Tesla für eine eigene Zell-Produktion zumindest im knappen Giga-Maßstab zunächst in Fremont, die in dieser Woche erstmals halb-offiziell bestätigt wurden. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden weitere Standorte mit viel mehr Volumen folgen. Unter anderem erwartet Loup Ventures, dass Tesla in seiner nächsten Gigafactory in der Mitte der USA neben dem Cybertruck und Model Y auch Batteriezellen produzieren wird. Auch in den Plänen für die deutsche Gigafactory ist für eine spätere Phase schon ein Gebäude mit der Bezeichnung „cell“ zu finden.