Fahrbare Neuwagen mit Verbrennungsmotor kann man heute für weniger als 9000 Euro bekommen, bei Elektroautos aber beginnen die Preise erst deutlich weiter oben. Das billigste Tesla Model 3 etwa kostet in Deutschland derzeit knapp 45.000 Euro, der als Volks-Elektroauto angekündigte VW ID.3 soll zwar weniger kosten als ein vergleichbarer Golf, aber immer noch mindestens rund 23.000 Euro (Umweltprämie schon abgezogen). Einen frühen Ausblick auf eine Zukunft mit viel billigeren Elektroautos liefert jetzt jedoch Fengsheng Automotive Technology aus China: ein „City-SUV“ mit 70 Kilowatt Leistung, 306 Kilometern Reichweite und schneller Ladefähigkeit – für umgerechnet 9023 Euro, ebenfalls nach Subventionen.
Verbunden mit Tesla-Konkurrent Polestar
Die Online-Vorbestellungen zu diesem Preis seien ab sofort möglich, teilte Fengsheng Mitte April mit, die Produktion habe schon im Januar begonnen. Interessant sind auch die Eigentümer des Unternehmens: Laut der Mitteilung gehört Fengsheng zu 22 Prozent der Kandi Technologies Group – und zu 78 Prozent der Geely Group, die zusammen mit ihrer Tochter Volvo mit dem Elektroauto Polestar 2 Tesla seit kurzem direkte Konkurrenz in Europa macht.
Mit der Volvo-Marke Polestar scheint Geely also in Europa im höheren Segment gegen Tesla und größtenteils noch kommende deutsche Modelle anzutreten, zusammen mit Kandi in Preis-Sphären, die für ein vollwertiges Elektroauto bislang selbst in China ungekannt niedrig sind. Und vollwertig hören sich die technischen Daten durchaus an. Die stets wichtige Reichweite soll 306 Kilometer betragen, was wohl auch den Namen des Maple 30X genannten Klein-SUV erklärt.
Akku zwei Drittel von Tesla Model 3
Die Angabe dürfte sich auf die in China geltende Variation der milden Europa-Altnorm NEDC beziehen, aber nach WLTP blieben gewiss mehr als 250 Kilometer davon übrig. Das liegt immer noch auf dem Niveau verschiedener Elektroautos, die 2020 zu weitaus stolzeren Preisen auf den europäischen Markt gekommen sind oder noch kommen sollen. Eine Angabe zur Akku-Kapazität machte Fengsheng nicht, sie dürfte im Bereich von 35 Kilowattstunden liegen, etwa zwei Drittel so viel wie im kleinsten Tesla.
Neben der Reichweite hebt das Unternehmen schnelles Nachladen auf 80 Prozent in 30 Minuten hervor, das alternativ zum Stromtanken zuhause möglich sei. Angaben zu den Maßen werden nicht gemacht, aber wie ein Not-Auto sieht der viertürige, leicht hochbeinige Maple 30X mit schwarz abgesetztem Dach nicht aus. Auf einem Innenraum-Bild leuchtet ein großes Tachometer-Display hinter dem Lenkrad, ansonsten wirkt die Ausstattung konventionell und einfach, aber vorzeigbar. Gegen knapp 1500 Euro Aufpreis soll es ein Premium-Paket geben, das auf dem Bild möglicherweise schon zu sehen ist.
Auch Tesla in China billiger
Bis derart bezahlbare Elektroautos auch in Deutschland zu haben sind, dürfte es noch dauern – wie anfangs Tesla nähern sich auch die Nachzügler dem europäischen Markt eher von der Premium-Seite. Trotzdem geht die Entwicklung weltweit schnell weiter. In China zum Beispiel bietet Tesla seit kurzem lokal produzierte Model 3 auch mit großem Akku und Allrad an. Der Preis dafür ist mit rund 45.000 Euro bereits fast genau einen Maple 30X niedriger als in Deutschland. Und vielleicht möchte Geely nach dem Polestar 2 ja bald auch sein Billig-Elektroauto nach Europa schicken.