Wer in Deutschland ein bezahlbares Elektroauto mit Platz für eine Familie und großer Reichweite kaufen wollte, für den stand lange Zeit nur das Tesla Model 3 zur Auswahl. Das allerdings ändert sich jetzt. Unter anderem Volkswagen hat beginnend mit dem ID.3 für alle seine Massen-Marken Elektroautos auf derselben MEB-Basis entwickelt, die ab diesem September nach und nach auf den Markt kommen sollen. Schon zu haben und wohl am direktesten mit dem Tesla Model 3 vergleichbar ist aber der Polestar 2 aus Schweden und China.
Akku und Leistung ähneln Tesla-Werten
Denn anders als von den anderen neuen Elektroaus für Europa kann man vom Polestar 2 sagen, dass er zumindest ähnlich wie bei Tesla von einem Start-up kommt: Die Marke Polestar war früher der Haus-Tuner von Volvo aus Schweden und wurde 2017 zusammen mit dessen neuem Eigentümer Geely Group für eigene Hybrid- und Elektroautos breiter aufgestellt. Das erste Auto unter diesem neuen Zuschnitt war der teure und sportliche Polestar 1, mit dem Polestar 2 folgte in diesem Sommer ein reines Elektroauto.
Beim Format liegt der Polestar 2 zwischen Tesla Model 3 und Model Y. Weitere Ähnlichkeiten gibt es auch bei Akku (rund 75 Kilowattstunden wie bei Tesla in den Long-Range-Varianten), Leistung, Computer-Ausstattung (auf der Basis von Googles Android) und nicht zu vergessen beim Preis. Allerdings war Tesla für Deutschland so geschickt, auch teurere Model 3 als die Basis-Variante plus Extras zu berechnen – dadurch können alle die maximale deutsche Elektroauto-Prämie von bis zu 9570 Euro bekommen. Auch Polestar plant einen Einsteiger-2 für unter 40.000 Euro, aber der kommt erst später, sodass hier vorerst nur der niedrigere Fördersatz von 7975 Euro abzuziehen ist.
Tesla Model 3 in Deutschland billiger
Im Ergebnis kostet ein Polestar 2 ohne Extras derzeit mindestens 53.540 Euro minus 5000 Euro Staatsanteil zur Umweltprämie, also 48.540 Euro. Das Tesla Model 3 mit dem größeren (und somit vergleichbaren Akku) kostet 52.000 Euro, also etwas weniger. Zusätzlich bekommen seine Käufer auf Antrag später den Höchstsatz von 6000 Euro Elektroauto-Prämie zurück, sodass die Differenz rund 2500 Euro zugunsten von Tesla beträgt.
In dem jetzt veröffentlichten Test-Video der britischen Zeitschrift WhatCar? heißt es, Polestar versuche mit begehrenswerten Elektroautos in die Fußstapfen von Tesla zu treten. Selbst ein Performance-Paket kann man für den in China gebauten 2 bestellen – das haben die Tester getan und stellen ihm das Tesla Model 3 ebenfalls als Performance-Variante gegenüber.
Subjektiv sei der Eindruck, dass das Innere des Polestar besser aussehe, sagt der Tester zu Beginn, objektiv aber könne man sagen, dass er besser verarbeitet sei und hochwertigere Materialien habe als der Tesla. Die Bedienung per Touchscreen (zwei bei Polestar, ein größerer im Model 3) geht flüssig vor sich. Wohl ebenfalls Geschmackssache: Im Tesla Model 3 sitzt man tiefer – mit dem Model Y dürfte sich das ändern. Den Sitzen fehlt es laut WhatCar? in beiden Elektroautos in dem Vergleich etwas an Seitenhalt. Hinten biete der Tesla aber mehr Kopf-Freiheit und insgesamt deutlich mehr Stauraum.
Tesla bei Fahren und Laden vorn
Schnell sind beide Elektroautos, zumal mit Performance-Ausstattung (die beim Tesla aber mehr Tempo bringt als beim Polestar), das Model 3 soll sich etwas bequemer fahren und auf schlechten Fahrbahnen weniger rumpeln. „Auf der Straße ist das Tesla Model 3 Performance in jeder Hinsicht besser“, hält der Tester deutlich fest. Auch der Reichweiten-Vorteil von Tesla laut Norm-Daten habe sich in der Praxis bestätigt. Und dann natürlich das Laden: Mit seinem Supercharger-Netz auch in Großbritannien sei Tesla hier der klare Sieger.
Der Polestar 2 sei ein sehr gutes Elektroauto, lautet das Fazit von WhatCar?, könne den Tesla aber nur bei der Innenraum-Anmutung übertreffen. Selbst bei einem Vergleich der Varianten beider Fahrzeuge ohne Performance-Extras werde das Model 3 wohl insgesamt deutlich die Oberhand behalten. Damit sei der Tesla jetzt nicht mehr ohne Herausforderer – aber vorerst weiterhin ungeschlagen.