Mit Blick auf neue Elektroautos für 2025 hat Tesla schon vorgelegt – jedenfalls in Asien und mit einer Modell-Pflege: In China und anderen Ländern kann man seit vergangener Woche das Model Y in aufgefrischter Form bestellen. Darüber hinaus steht für Tesla in diesem Jahr der Start mindestens eines Modells an, das weniger kosten soll als bisherige. Andere Hersteller einschließlich traditioneller werden ebenfalls neue Elektroautos auf den Markt bringen, in Europa schon wegen strenger werdender CO2-Vorschriften. Zu deren Einhaltung könnten auch „Super-Hybride“ mit mehr elektrischer Reichweite erheblich beitragen.
Neues Tesla Model Y vor Europa-Start
Bis das neue Tesla Model Y auch in Europa auf den Markt kommt, wird es wohl nicht mehr lange dauern. Konkrete Angaben dazu machte eine Sprecherin zwar nicht, bestätigte laut Berichten aber, dass in dieser Woche die ersten Exemplare in der deutschen Gigafactory in Grünheide produziert wurden. Bis der Verkauf beginnt, bietet Tesla das Model Y in Europa weiterhin in der bisherigen Form an, die in vier Versionen ab knapp 45.000 Euro zu haben ist. Den bis Ende 2024 gültigen Rabatt von 6000 Euro für vorproduzierte Fahrzeuge gibt es derzeit nicht mehr.
Als nächster Termin für den Europa-Verkaufsstart des neuen Model Y würde sich Ende des Monats anbieten. Am 29. Januar will Tesla die Geschäftszahlen für das vierte Quartal und Gesamtjahr 2024 veröffentlichen, und schon die Auffrischung von Model S und Model X Anfang 2021 wurde im Quartalsbericht bekannt gegeben. Außerdem dürfte Tesla wiederholen, was seit April 2024 fast gleichlautend in jedem dieser Berichte stand: dass man in der ersten Jahreshälfte 2025 beginnen will, neue Elektroautos zu niedrigeren Preisen zu produzieren.
Kein Model Q, aber kleinerer Tesla?
Wörtlich lautet die Tesla-Ankündigung im Bericht für Q3 2024: „Pläne für neue Fahrzeuge, darunter bezahlbarere Modelle, liegen weiter im Plan für den Start der Produktion im ersten Halbjahr 2025.“ Beobachter gehen davon aus, dass nach der Auffrischung des Model Y der erste gänzlich neue Tesla des Jahres ein kleineres Elektroauto sein wird. Im Dezember wurde dazu eine Studie der Deutschen Bank öffentlich, die scheinbar schon den Namen verriet: Tesla Model Q – eine Anspielung auf Leerverkäufer an der Börse, wo der Anhang Q insolvente Unternehmen erkennen lässt.
Wie sich rasch herausstellte, hatte sich die Bank den Namen für den neuen Tesla selbst ausgedacht. Im ersten Halbjahr 2025 kommen soll er nach Angaben in der Studie aber tatsächlich und nach US-Subventionen unter 30.000 Dollar kosten. Das wären 5000 Dollar weniger als beim Model 3 mit großem Akku und Heckantrieb, das in den USA aktuell den Einstieg in das Tesla-Programm darstellt. In Europa und China gibt es dieses Elektroauto zusätzlich mit kleinerem Akku, in Deutschland für 5000 Euro weniger. Bis diese Version des Model 3 im Herbst 2024 in den USA aus dem Programm genommen wurde, kostete sie dort knapp 39.000 Dollar.
Auto-Hersteller müssen Emissionen senken
Theoretisch könnte Tesla die wiederholte Ankündigung bezahlbarerer Elektroautos in seiner Heimat zunächst also schlicht durch die Wiedereinführung des kleinsten Model 3 zu einem etwas niedrigeren Preis als zuvor umsetzen. Das wäre allerdings eine Enttäuschung, denn wie die Deutsche Bank dürften die meisten Anleger davon ausgehen, dass mehr als nur Überarbeitungen bestehender Modelle wie jetzt beim Model Y und möglicherweise auch beim Model 3 gemeint sind. Der Bericht zu Q4 2024 Ende Januar könnte neben dem Start des aufgefrischten Tesla-Bestsellers im Westen mehr Klarheit darüber bringen.
Das bloße Elektroauto-Geschäft ist für Tesla laut CEO Elon Musk ohnehin relativ unbedeutend. Viel mehr Potenzial sieht er in KI-Systemen, die nicht nur Fahrzeuge, sondern auch humanoide Roboter autonom machen sollen. Etablierte Auto-Hersteller dagegen können nicht mit derart weit reichenden Zukunftsplänen punkten. Im Gegenteil müssen viele von ihnen mit abnehmender Nachfrage nach ihren Premium-Produkten im lukrativen China zurechtkommen – und in Europa hohe Strafen bezahlen, wenn sie den eigenen Elektroauto-Anteil in diesem Jahr nicht deutlich steigern oder ihre CO2-Bilanz durch Pool-Bildung mit Tesla oder anderen verbessern.
7 Elektroautos unter 25.000 Euro kommen
Im Grunde steht die Branche vor einer ähnlichen Situation wie Anfang 2020, als die EU-Vorgabe für die Flotten-Emissionen jedes Herstellers deutlich auf 116 Gramm CO2 pro WLTP-Kilometer gesenkt wurde. Dieses Ziel konnte sie im Durchschnitt erreichen und unterschritt es laut einer Dataforce-Analyse in den Jahren darauf sogar leicht, auch weil Elektroautos als völlig emissionsfrei gewertet werden und doppelt in die Berechnung eingehen. Zusammen mit dem neuen Schritt nach unten in 2025 auf 94 Gramm pro Kilometer werden jedoch einige Ausnahmen gestrichen. Bei sonst gleichbleibenden Emissionen ihrer Verbrenner müssen etablierte Hersteller also deutlich mehr Elektroautos verkaufen, wenn sie CO2-Strafen oder Pool-Kosten vermeiden wollen.
Nach einem europaweiten Rückgang des Elektroauto-Anteils in der ersten Hälfte von 2024 forderte die Industrie immer lauter, von den strengeren Zielen für dieses Jahr abzurücken. Die Organisation Transport & Environment (T&E) geht jedoch davon aus, dass sich die Geschichte wiederholen kann. Nach ihren Analysen wollen die bekannten Hersteller in 2025 eine wahre Flut von neuen Elektroautos auf den europäischen Markt bringen, allein sieben Modelle davon zu Startpreisen unterhalb von 25.000 Euro. Damit soll der Verkaufsanteil reiner Batterie-Fahrzeuge in Europa dieses Jahr auf 24 Prozent nach rund 14 Prozent im ersten Halbjahr 2024 steigen.
Starkes Elektroauto-Wachstum in China
Einen Beitrag zur CO2-Minderung dürften aber auch Plugin-Hybride (PHEV) leisten – und zwar möglicherweise deutlicher, als bis vor kurzem erwartet wurde. T&E geht basierend auf Trends und Ankündigungen davon aus, dass PHEV bei unterschiedlichen Herstellern unterschiedlich wichtig werden und insgesamt 8 Prozent der verlangten Verringerung der Flotten-Emissionen in der EU ausmachen, während reine Elektroautos 20 Prozent beitragen.
Schon das würde leichtes PHEV-Wachstum in diesem Jahr bedeuten, also eine Trendwende nach einem Minus in Europa in 2024. Im weltweiten Elektroauto-Leitmarkt China jedoch haben die Verkäufe dieser Antriebsart bereits im vergangenen Jahr deutlich stärker zugenommen als die von Autos nur mit Akku. Reine wie teilweise Elektroautos werden dort gleichermaßen gefördert und gemeinsam als New Energy Vehicles geführt. Alle NEV zusammen legten laut CarNewsChina 2024 um 35 Prozent auf knapp 13 Millionen Verkäufe zu. 40 Prozent davon machten PHEV aus, gut 10 Prozentpunkte mehr als 2023.
Parade von „Super-Hybriden“ im Westen
BYD als der größte Elektroauto-Hersteller Chinas und einschließlich PHEV auch der Welt setzt schon immer auf beide Varianten. Damit besetzt er zunehmend sowohl das untere als auch das oberste Segment: Kleinwagen bekommen einen kleinen Akku und bleiben so leicht und günstig, auf Langstrecken hilft ein einfacher Verbrennungsmotor aus. In der Luxus-Klasse bietet BYD das SUV Yangwang U8, dessen knapp 50 kWh Akku für nur 180 Kilometer nach China-Norm reichen. Es hat aber zusätzlich einen 2-Liter-Turbomotor, der die Gesamtreichweite auf 1000 Kilometer steigert.
Ähnliche „Super-Hybride“ könnten 2025 auch westliche Hersteller auf den Markt bringen, schrieb Anfang Januar die Agentur Bloomberg. Neue PHEV mit deutlich mehr elektrischer Reichweite als in der ersten Generation sollen für Branche wie Kunden eine Brücke zu reinen Elektroautos schlagen. Als Beispiele für die USA werden Modelle von Mercedes, Land Rover und Toyota genannt, und Berater erwarten, dass eine ganze „Parade“ von weiteren folgen wird.
Verbrenner für Porsche, EREV in China
Ähnlich in Europa. Die Marke Volkswagen etwa will in 2025 kein einziges neues Elektroauto neu auf den europäischen Markt bringen, obwohl sie die größte im gleichnamigen Konzern ist, der laut T&E bei CO2 am meisten zu reduzieren hat. Stattdessen soll in diesem Jahr erstmals das große SUV Tayron ausgeliefert werden, unter anderem als Plugin-Hybrid mit 100 km E-Reichweite. Und von Porsche wurde zuletzt berichtet, dort überdenke man die Entscheidung, den neuen Macan ausschließlich als reines Elektroauto anzubieten, nachdem die Verkäufe des E-Sportwagens Taycan 2024 um fast 50 Prozent sanken.
Der Verbrenner werde bei Porsche noch länger eine Zukunft haben, hieß es laut Wards Auto aus dem Management. Ein Macan nur mit solchem Antrieb sei ebenso denkbar wie eine PHEV-Variante. Das Gleiche soll für ein neu geplantes SUV-Flaggschiff mit dem Code-Namen K1 gelten, das zunächst rein elektrisch angelegt war.
In China ist man allerdings auch in hybrider Hinsicht vielleicht schon einen Schritt weiter: Fahrzeuge wie der BYD Yangwang U8 sind streng genommen nicht als PHEV zu bezeichnen, sondern als EREV, kurz für Elektroautos mit Reichweiten-Verlängerer, denn der Verbrenner dient bei ihnen lediglich zum Aufladen der Batterie. Und von zehn NEV-Startups aus China haben laut einer Übersicht inzwischen neun auch EREVs angekündigt oder bereits im Programm.