Der große Batterie-Informationstag von Tesla hat immer noch nicht stattgefunden (das soll jetzt in diesem Juni der Fall sein), aber nach und nach sickern zumindest Teil-Informationen über die laut CEO Elon Musk so umfassenden wie überwältigenden Tesla-Pläne für diesen Bereich durch. Musk selbst hält sich dazu mühsam bedeckt und verweist auf den zunächst für Ende 2019 angekündigten Info-Tag. Eine möglicherweise bedeutende Informationen hat er jetzt aber doch verraten: Vergleichsweise billige und robuste LFP-Zellen, wie sie bald für das kleinste Tesla Model 3 eingesetzt werden, seien „akzeptabel“, schrieb der CEO – sie bräuchten aber ein bisschen mehr.
Zweifel am Tesla-Vorsprung
Das kann als Reaktion des Tesla-Chefs auf Berichte verstanden werden, die in dieser Woche für Aufmerksamkeit sorgten: Der chinesische Partner CATL, der die LFP-Zellen für das Model 3 liefert, kündigte an, einen Akku mit genügend Zyklen-Festigkeit für eine Million Meilen produktionsbereit entwickelt zu haben – und jeder könne ihn bestellen. Weil auch Tesla laut CEO Musk einen Millionen-Meilen-Akku vorbereitet und laut CATL eng mit den Chinesen zusammenarbeitet, wurde daraufhin teils vermutet, Tesla habe gar nicht den Vorsprung bei Akku-Technologie, den Optimisten sehen.
Allerdings sind mehrere Fragen offen – und die China-Pläne für das Model 3 in China höchstwahrscheinlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Akku-Gesamtbild, über das der Tesla-Chef bald informieren will. Eine viel größere Rolle bei Tesla soll laut Musk in Zukunft das Geschäft mit Energie-Produkten spielen. Für seine Heim-Powerwalls und Industrie-Megapacks bis hin zu einem Gigawatt braucht Tesla ebenfalls massenhaft Zellen, zum Teil mit ganz anderen Anforderungen als für Elektroautos. Tesla Cybertruck und Semi wiederum sind ebenfalls fahrende Akkus, brauchen aber viel mehr Kapazität als normale Elektroautos.
Acceptable, if your drivetrain is very efficient & you add a little manga
— Elon Musk (@elonmusk) June 11, 2020
Den bislang besten Einblick zumindest in den China- und Elektroauto-Teil der Tesla-Pläne lieferte Mitte Mai wohl die Nachrichtenagentur Reuters. In ihrem Bericht wurde bereits der LFP-Akku von CATL für das Model 3 erwähnt, dessen größte Stärke darin liegen dürfte, dass er konkurrenzlos billig ist: Laut Reuters kostet er nur noch 80 Dollar pro Kilowattstunde im fertigen Batteriepack. Schon 100 Dollar galten zuvor als Grenze, ab der (in einigen Jahren) Elektroautos beim Anschaffungspreis direkt mit Verbrennern konkurrieren können.
Allein Preis großer Vorteil für Tesla
Der niedrige Preis wäre für Tesla selbst dann ein riesiger Vorteil, wenn es keine technische Besonderheiten an dem Akku von CATL gäbe. Auf Twitter allgemein zu LFP befragt, erklärte CEO Musk aber jetzt, die Chemie sei schon in Ordnung. Man müsse ihr aber zusätzlich „ein bisschen Manga“ geben. Diesen Ausdruck scheint der Tesla-Chef frisch erfunden zu haben. Er dürfte damit aber ein gewisses Extra gemeint haben, das schon die jetzigen LFP-Akkus oder spätere Versionen verbessert. Außerdem plant Tesla laut Reuters mit CATL noch einen weiteren Akku, der trotz NMC-Chemie noch einmal billiger sei als der aktuelle mit LFP und eine Million Meilen lang halten werde; dank besserer Leistung eigne er sich auch für andere Modelle als den kleinsten Tesla und andere Märkte.
Dazu passt erstens, dass Tesla viele Patente für Chemien und Bauweisen von Lithium-Ionen-Akkus angemeldet und zwei Spezialfirmen für Akku-Produktion übernommen hat. Zweitens haben CATL-Manager bei einer Konferenz bestätigt, dass es vor der Produktion des LFP-Akkus viele vorbereitende Gespräche mit Tesla gab. Drittens hat Musk Ende Januar erklärt, Tesla beschäftige sich „supertief“ mit dem Thema Akkus auf allen Ebenen.
Alles drei klingt nicht nach China-Ware von der Stange. Eher lässt es auf Tesla-Batterien hoffen, die mit mehr Partnern als nur CATL hergestellt werden – und gleichzeitig leistungsfähiger, haltbarer und billiger sind als die von Konkurrenten mit weniger eigener Forschung und Elektroauto-Erfahrung.