Elon Musk wusste vermutlich schon vor der Veröffentlichung am Mittwoch, dass die Tesla-Verkäufe in Q1 2025 unter den Erwartungen liegen würden – und baute vor, indem er kurz vorher auf Fortschritte bei autonomem Fahren und Robotern hinwies, die er seit einiger Zeit als viel wichtiger darstellt als bloße Elektroauto-Verkäufe. Tatsächlich hielt sich die Tesla-Aktie nach der Enttäuschung relativ gut, brach aber dann zusammen mit Börsen weltweit ein, nachdem US-Präsident Trump breite und hohe Strafzölle angekündigt hatte. Beim Model Y führte Tesla unterdessen zwei neue Farben ein, und ein hoher Manager fragte nach Wünschen für 2026. Der chinesische Konkurrent BYD verkaufte in Q1 erneut mehr reine Elektroautos als die US-Marke.
Q1-„Desaster“ bei Tesla-Verkäufen
Schon die teils weit unter dem Vorjahr liegenden Tesla-Auslieferungen im Januar und Februar brachten manche Analysten dazu, CEO Musk vorzuwerfen, mit seinem engen Bund mit Trump und eigenen DOGE-Aktionen Schaden für die Marke anzurichten. Das gesamte erste Quartal schien das mit einem Minus für Tesla von 13 Prozent im Vergleich zu Anfang 2024 zu bestätigen. Man habe den Schaden möglicherweise unterschätzt, schrieb die Bank JP Morgan, die ihn schon vorher als beispiellos bezeichnet hatte. Dan Ives von Wedbush Securities, der weiterhin das höchste Tesla-Kursziel der Wall Street hat, sah ein „Desaster bei jeder Kennzahl“ und rief Musk zur Umkehr auf.
Vor der Veröffentlichung der Q1-Zahlen rechneten Analysten im Durchschnitt noch damit, dass Tesla wie im Januar angekündigt in diesem Jahr wieder wachsen würde, nachdem 2024 einen leichten Rückgang bei den Elektroauto-Verkäufen gebracht hatte. Zum Ende der Woche hin senkten viele ihre Prognosen für die Auslieferungen in ganz 2025 sowie Gewinn und Umsatz. Mit einem Rückgang in Q1 war zuletzt zwar gerechnet worden, auch weil das überarbeitete Model Y erst seit März wieder breit verfügbar ist. Vom Ausmaß wurden aber fast alle Beobachter überrascht.
Woher genau das zweistellige Tesla-Minus bei den Q1-Verkäufen kam, blieb zunächst unklar. In China blieben sie nach vorherigen Daten ungefähr stabil, für Europa hat der Beobachter @troyteslike einen Rückgang um rund 11 Prozent berechnet. Damit müsste er in den USA höher gewesen sein, also in dem Land, das vom politischen Musk-Wirken am direktesten betroffen ist. Allerdings ist sich der Markt nicht einig darüber, dass der CEO die Marke Tesla nachhaltig beschäftigt hat. Dies könne für manche Regionen ein Faktor sein, schrieb laut Bloomberg Ben Kallo von Baird. Um das zu bestätigen, würden aber weitere Daten-Punkte gebraucht.
US-Zölle drücken Tesla-Aktie stark
Fast einhellig negativ war dagegen die Reaktion auf die breiten Strafzölle, die US-Präsident Trump am Donnerstag vorstellte. Auf Basis eigenwilliger Berechnungen sollen beispielsweise Importe aus der EU zukünftig mit 20 Prozent zusätzlich belastet werden, solche aus China um 34 Prozent. Als Folge brachen Börsen weltweit ein wie zu Zeiten der Großen Rezession 1929, für die ebenfalls Zölle eine Rolle spielten. Dem konnte sich auch die Tesla-Aktie nicht widersetzen, die nach der Q1-Veröffentlichung noch gestiegen war, auch wegen Berichten über einen baldigen Rückzug von Musk als Trump-Berater. Allein am Freitag verlor sie gut 10 Prozent und schloss bei 239,43 Dollar.
Weit überdurchschnittlich fiel das Minus beim Tesla-Verkauf in Q1 in Deutschland aus, wo die Neuzulassungen nach KBA-Daten noch im März 42,5 Prozent waren als vor einem Jahr. Für das ganze Quartal ergibt sich so ein Rückgang um rund 62 Prozent. Robert Habeck, der von Musk als „Idiot“ beschimpfte deutsche Noch-Wirtschaftsminister, nutzte die Gelegenheit: Die Begeisterung für Tesla habe zuletzt offenbar stark gelitten. Damit entstehe möglicherweise eine Lücke für deutsche Hersteller, die sie mit guten und leistungsstarken Autos füllen könnten, sagte er laut Reuters in einer Presse-Konferenz.
Neue Tesla-Farben, Wünsche für 2026
Denkbar wäre auch, dass Tesla mit eigenen neuen Modellen punktet. Mehrfach angekündigt für das erste Halbjahr 2025 wurde ein bezahlbareres Elektroauto, über das es weiterhin keine offiziellen Informationen gibt. Nach Gerüchten aus China könnte es sich um ein abgespecktes Model Y handeln, möglicherweise auch mit kleinerer Karosserie.
In der Zwischenzeit behilft sich das Unternehmen mit kleineren Neuerungen: In Europa sind Model 3 und Model Y jetzt für 1300 Euro Aufpreis in der Lackierung „Deep Blue Metallic“ (s. Foto oben) bestellbar. Und in den USA führte Tesla für beide Modelle ein neues „Diamond Black“ für 1500 Dollar als Ersatz für das bisherige Schwarz ohne Metallic-Effekt ein.
Darüber hinaus lud am Freitag ein wichtiger Manager Kunden dazu ein, Vorschläge zu machen, um Tesla zu verbessern. „Was wünscht ihr alle euch für 2026“, fragte auf X Lars Moravy, Vice President für Fahrzeug-Entwicklung. Er gehört zu dem guten Dutzend Führungskräften, die bei einem Anleger-Tag im März 2023 auftraten, um zu zeigen, dass Tesla nicht allein auf CEO Musk angewiesen ist. Etwa jeder zweite davon ist inzwischen allerdings gegangen. Zuletzt soll sich David Lau dazu entschieden haben: Der langjährige Leiter der Software-Entwicklung bei Tesla habe Mitglieder seines Teams über diesen Schritt informiert, berichtete Bloomberg.
Let's make Teslas better… what do you all want for 2026?
— Lars (@larsmoravy) April 4, 2025
Der Aufruf von Moravy jedenfalls fand mit mehr als 2 Millionen Aufrufen bis Samstagmittag großen Zuspruch. Auf die ersten der an die 9000 Antworten ging der Manager direkt ein. Zum Beispiel regte er an, ein Rennstrecken-Paket wie beim Model S Plaid für das Model 3 in einem privaten Nebenprojekt zu entwickeln – was heißen dürfte, dass Tesla selbst daran nicht arbeitet. Europäische Kunden erinnerten daran, dass sie viel Geld für die Autopilot-Optionen FSD oder EAP ausgegeben und anders als amerikanische dafür bislang fast nichts bekommen hätten. Viele wünschten sich Fortschritte wie schnelleres Laden oder mehr technische Spielereien.
BYD verkauft in Q1 mehr Elektroautos
Einiges könnten sie bei BYD bekommen – jedenfalls außerhalb der USA, wo schon der Trump-Vorgänger Biden Elektroautos aus China mit 100 Prozent Strafzoll belegte. Der chinesische Marktführer hatte bereits Ende 2023 und 2024 mehr Autos nur mit Batterie-Antrieb verkauft als Tesla. Zuletzt fiel BYD zudem mit FSD-Funktionen wie bei Tesla und mit Elektroautos auf, die mit bis zu 1 Megawatt innerhalb weniger Minuten wieder vollgeladen werden können.
All das scheint sich auszuzahlen: Im ersten Quartal 2025 steigerte BYD seine Verkäufe um 58 Prozent auf knapp 1 Million, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. 416.388 davon waren reine Elektroautos – zum zweiten Mal in Folge und zum insgesamt dritten Mal mehr als bei Tesla.