In Deutschland haben sich CDU/CSU und SPD auf einen Vertrag für ihre nicht besonders große Koalition unter Friedrich Merz geeinigt – Teil davon ist mehr Förderung für teure Elektroautos, von der auch Tesla profitieren könnte. Die Aktie des Unternehmens schwankte unterdessen heftig, wie der Rest des Marktes bewegt von der Zoll-Politik von US-Präsident Trump. Diese führte bereits dazu, dass in China Model S und Model X aus dem Programm fielen. Wie zum Ausgleich zelebrierte Tesla seinen Start in Saudi-Arabien und bietet jetzt eine abgespeckte Variante seines Pickups Cybertruck an.
Preisgrenze für Elektrouto-Vorteil steigt
Die Google-Optimierung der SPD scheint besser zu funktionieren als die der Union, denn wenn man nach „Koalitionsvertrag“ sucht, wird als erster Treffer die Veröffentlichung bei den Sozialdemokraten angezeigt. Das Werk umfasst gut 140 Seiten, knapp eine ist der Auto-Industrie gewidmet. Einen direkten Zuschuss für den Kauf von Elektroautos wie viele Jahre lang die Umweltprämie sieht es nicht konkret vor. Aber die Koalition will steuerliche Vorteile für elektrische Dienstwagen künftig bis zu einer Preisgrenze von 100.000 Euro gelten lassen.
Die deutsche Elektroauto-Umweltprämie ist seit Ende 2023 Geschichte, erhalten blieb aber die Regelung, dass als Dienstwagen angeschaffte E-Mobile erhebliche Steuer-Vorteile genießen: Statt 1 Prozent pro Monat muss man nur 0,25 Prozent als geldwerten Vorteil versteuern, wenn der Brutto-Listenpreis unter 70.000 Euro liegt. Diese Grenze soll jetzt auf 100.000 Euro angehoben werden. Bis vor kurzem hätte das noch die Anschaffung eines Premium-Tesla erlaubt, denn Model S wie Model X lagen in der Basis knapp darunter, bevor die Europa-Preise in diesem Februar drastisch stiegen.
Allerdings haben die beiden Modelle weltweit stark an Bedeutung verloren. Im ersten Quartal wurden nach Tesla-Angaben von Anfang April nur noch knapp 13.000 Stück davon verkauft – einschließlich des Cybertruck, der ungefähr die Hälfte ausmachte. Zudem ist die Europa-Schwäche von Tesla in Deutschland besonders ausgeprägt. Die Elektroauto-Zulassungen insgesamt waren im März erneut deutlich höher als vor einem Jahr. Tesla aber verlor – auch wegen der Umstellung auf das neue Model Y – gut 42 Prozent, und an der Spitze standen fünf Modelle aus dem VW-Konzern.
Kein Tesla Model S & X mehr in China
Der mit Abstand wichtigste Elektroauto-Markt weltweit bleibt China, und zumindest dort verzeichnete Tesla zuletzt wieder Wachstum. Insgesamt erhöhten sich die Verkäufe in dem Land gegenüber März 2024 um rund 19 Prozent auf gut 74.000 Stück. Model S und Model X machen jedoch nur einen kleinen Teil davon aus – und können seit Donnerstag in China gar nicht mehr neu bestellt werden. Denn ohne Ankündigung oder Erklärung entfernte Tesla seine beiden Premium-Modelle aus dem Konfigurator für das Land.
Vermutet wurde, dass das mit dem Zoll-Streit zusammenhängt, den der von Tesla-CEO Elon Musk unterstützte US-Präsident Trump mit dem Rest der Welt begonnen hat. Als Reaktion führte China eigene Strafzölle auf US-Importe wie eben Model S und Model X ein, die laut der Publikation SCMP die Preise schon in der ersten Runde nah an umgerechnet 200.000 Dollar getrieben hätten. Mit der Streichung aus dem Programm wolle man Kunden dazu bringen, sich stattdessen für vor Ort produzierte Model 3 und Model Y zu entscheiden, sollen zwei Verkaufsmanager gesagt haben.
Tesla-Aktie fährt Zoll-Achterbahn
Ähnlich will nach eigener Darstellung Trump mit seiner Zoll-Offensive erreichen, dass dort mehr lokale hergestellte Produkte gekauft werden, was die US-Wirtschaft stärken soll. Erst einmal aber versetzte er sie überwiegend in Entsetzen. Tesla-Chef Musk distanzierte sich indirekt von einem politischen Verbündeten, indem er sich für Zollfreiheit zwischen den USA und Europa aussprach. Sein Bruder Kimbal wurde deutlicher: In einer Reihe von X-Nachrichten warf das Mitglied des Tesla-Boards dem Präsidenten vor, mit den Zöllen höhere Preise für Konsumenten und eine Rezession zu provozieren.
Von der weltweiten Zoll-Unsicherheit wurde auch die Aktie des Elektroauto-Herstellers stark belastet, die zuvor schon unter den enttäuschend ausgefallenen Q1-Verkaufszahlen gelitten hatte. Am Mittwoch aber machte Tesla an der Börse einen Sprung um 22,7 Prozent, den zweitgrößten seit dem Börsengang im Jahr 2010. Auch dafür war letztlich Trump verantwortlich, denn während des Handels verkündete er überraschend eine 90-tägige Aussetzung der zuvor angekündigten Zölle.
Musk feiert Trump als Deal-Künstler
Für die anschließende Kursexplosion am gesamten Markt feierte sich der Präsident selbst als großen Deal-Künstler, und Tesla-Chef Musk schloss sich mit einem Feuer-Symbol an. Allerdings gilt die Zoll-Pause nicht für China, für das Trump stattdessen noch höhere Sätze ankündigte. Am Donnerstag ging es an den Börsen deshalb schon wieder deutlich nach unten und für Tesla im besonderen Maß. Am Freitag, als sich die Märkte breit erholten, weil auf Verhandlungen mit China gehofft wurde, steckte die Aktie ein kleines weiteres Minus ein und schloss bei 252,31 Dollar.
https://twitter.com/elonmusk/status/1910083291887419523
Nicht zufrieden sein kann Tesla auch mit dem Cybertruck, für den vor dem mehrfach verschobenen Lieferstart Ende 2023 angeblich mehr als zwei Millionen Bestellungen vorlagen. Wie ein Rückruf im März zeigte, wurden bis Februar insgesamt nur etwa 46.000 Exemplare des elektrischen Tesla-Pickups produziert. Im ersten Quartal lagen die Cybertruck-Verkäufe laut dem Beobachter @troy_teslike bei gut 7000 Cybertrucks, also hochgerechnet weit unter den 125.000 jährlich, die Tesla nach eigenen Angaben in seiner Gigafactory in Texas produzieren könnte.
Billigere Basis für Tesla Cybertruck
Eine billigere Basis-Variante des Pickups mit Edelstahl-Karosserie könnte das jetzt ändern. Eingeführt wurde sie zunächst in Saudi-Arabien, wo Tesla am Donnerstag seine erste Präsenz eröffnete. Anders als in Europa oder China wird dort auch der Cybertruck angeboten, und zwar nicht nur in zwei Varianten wie bislang in Nordamerika, sondern in dreien: Neu hinzu kam eine Ausführung mit wohl gleicher Batterie-Größe wie bisher, aber lediglich Heckantrieb und 18-Zoll-Felgen und deshalb mehr Reichweite.
Wenig später tauchte der Cybertruck Long Range oder RWD auch im US-Konfigurator auf (s. Foto oben), dem man zudem den Preis entnehmen kann: Tesla verlangt dafür 69.990 Dollar. Das sind 10.000 Dollar weniger, als der reguläre Allrad-Cybertruck kostet, wobei der neuen Basis-Version eine Reihe von Merkmalen wie die elektrische Ladeflächen-Abdeckung oder normale Steckdosen fehlen. Und sie kostet 9000 Dollar mehr, als Tesla Ende 2023 als Preis für den Heckantrieb-Cybertruck ankündigte, damals noch mit geschätzten 250 Meilen statt jetzt 350 Meilen Reichweite.
Auf der anderen Seite gilt auch unter Trump in den USA noch die Steuer-Prämie von 7500 Dollar für Käufer mancher Elektroautos. Der Cybertruck mit seinen 4680-Batterien aus Texas ist laut Tesla dafür qualifizert, womit sein effektiver Basis-Preis auf rund 62.500 Dollar sinkt.